Kohlenhydratreiche Diät machte Zähne schon vor 5000 Jahren kariös

12. September 2018 - 9:59

An der Atlantikküste Südamerikas ernährten sich Menschen schon vor 5000 Jahren mit Süßkartoffeln und anderen angebauten Früchten sehr kohlenhydratreich. Das bescherte ihnen oft Karies bis in die Zahnwurzeln, berichtete ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im "Journal of the Royal Society Open Science". Diese Fischer-Jäger-Sammler lebten demnach auch ein wenig bäuerlich.

'Fischer-Jäger-Sammler' bauten auch schon Maniok und Süßkartoffeln an
'Fischer-Jäger-Sammler' bauten auch schon Maniok und Süßkartoffeln an

Die Forscher um Andre Colonese von der Universität York (Großbritannien) untersuchten 1.345 Zähne und die dazugehörigen Kieferknochen von 70 Menschen aus zwei Fundstellen (Morro do Ouro und Rio Comprido), die vor 5600 bis 3700 Jahren an der Atlantikküste im Süden des heutigen Brasiliens gelebt haben. Sie gehörten einer Kultur an, die der Nachwelt vor allem Müllhaufen vorwiegend aus Muschelschalen namens "Sambaquis" hinterließen. Man hat von ihnen aber auch Steinwerkzeuge wie etwa Axtklingen und Mahlsteine sowie Skulpturen gefunden.

Isotopenanalysen durchgeführt

Durch Isotopenanalysen des Zahnmaterials konnten die Forscher feststellen, dass sich die Menschen ungefähr zur Hälfte von Fischen und Meeresfrüchten ernährt haben, ein Drittel pflanzliche Nahrung war und auch gelegentlich Säugetiere und Vögel verzehrt wurden. "Man bezeichnet sie deshalb als 'Fischer-Jäger-Sammler'", erklärte Studienmitautorin Sabine Eggers vom Naturhistorischen Museum Wien im Gespräch mit der APA. Sie waren offensichtlich sesshaft und haben auch schon Pflanzen wie Maniok und Süßkartoffeln angebaut, denn ohne solche kohlenhydratreiche Früchte hätten sie nicht so kariöse Zähne gehabt.

Bis zu 80 Prozent von ihnen hatten zumindest in der obersten Schicht, dem Zahnschmelz, Karies. Bei vielen reichte er tiefer ins darunterliegende Dentin und bei bis zu einem Viertel der Individuen betraf er sogar die Zahnpulpa, wo sich die Nerven befinden. "Dies ist tiefer Karies, der wehtut, stinkt, und zu Abszessen im Knochen führen kann", erklärte Eggers. Außerdem hatten viele dieser Menschen Löcher zwischen "Nicht-Mahlzähnen", was oft bei sehr kohlenhydratreicher und damit kariesauslösender Ernährung passiert.

Die schlimmsten Karies-Löcher hatte eine junge Frau vom Fundort Morro do Ouro, die sich in ihrer Kindheit und Jugend (von zwei bis zwölf Jahren) im Gegensatz zu den anderen Individuen dort fast ausschließlich pflanzlich ernährte. Später verzehrte sie auf einmal genau wie diese viel Fisch. Das passierte wohl nicht, weil sie auf einmal entdeckte, dass die pflanzlichen Kohlenhydrate ihren Zähnen nicht guttaten, sondern weil sie von irgendwoher nach Morro do Ouro gekommen war. Vielleicht hat sie geheiratet, und ist in das Dorf ihres Mannes gezogen, oder Ähnliches. "Wir wissen von den Sambaqui-Leuten, dass sie manchmal tausende Kilometer weit reisten", so Eggers.

Service: http://dx.doi.org/10.1098/rsos.180432

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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