"Klima-Gewissen Österreichs": Helga Kromp-Kolb wird 70

12. November 2018 - 10:05

Man könne nicht mit Zuversicht und Freude in die Zukunft schauen - "es sei denn, wir gestalten sie uns so, dass uns das noch gelingt", sagte Helga Kromp-Kolb vor einem Jahr bei ihrer Abschiedsvorlesung. Unermüdlich setzt sich die Meteorologin seit Jahren für Klima- und Umweltschutz und damit für diese Zukunftsgestaltung ein. Am Mittwoch (14.11.) wird das "Klima-Gewissen Österreichs" 70 Jahre alt.

Eine der Galionsfiguren der Klima- und Umweltschutz-Bewegung
Eine der Galionsfiguren der Klima- und Umweltschutz-Bewegung

Um drastische Worte ist Kromp-Kolb nie verlegen: "Wir stehen in einem Haus, das brennt, aber die Akteure können sich nicht einigen, ob sie den rechten oder den linken Ausgang nehmen, sondern bleiben einfach stehen", kritisierte sie vor einigen Jahren die Tatsache, dass "ein reiches Land wie Österreich mit umweltbewussten Bürgern, das jahrelang Vorreiter in Sachen Umweltpolitik war und zum Teil noch ist, beim Thema Klima nicht vom Fleck kommt und international sogar zurückfällt" - ein Befund, der nicht an Aktualität eingebüßt hat. Unermüdlich hört man deshalb vom "Klima-Gewissen Österreichs", wie sie Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle bei einer Ehrung einmal nannte, den Satz: "Wir müssen jetzt handeln."

Bei ihrer Berufswahl sei es ihr wichtig gewesen, mit Menschen arbeiten und sich mit der Natur beschäftigen zu können, sagte Kromp-Kolb einmal. Die Tochter eines Diplomaten- und Pädagogen-Ehepaars, die in Wien und Indien aufwuchs, entschied sich deshalb für ein Meteorologie-Studium an der Universität Wien. 1971 wurde sie promoviert und habilitierte 1982 im Spezialbereich der Umweltmeteorologie. Als Wissenschafterin habe sie immer etwas tun wollen, das "nicht nur für den Nachruf ist, sondern Bedeutung für die Menschen und das Leben hat".

An der Uni Wien war die Orientierungsläuferin, die es zur österreichischen Staatsmeisterin brachte, zuerst als Assistentin und bis 1995 als Dozentin tätig, von 1986 bis 1995 leitete sie die Abteilung Umweltmeteorologie. Parallel dazu stand sie von 1976 bis 1993 der gleichnamigen Abteilung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vor. 1995 wurde sie als Uni-Professorin für Meteorologie an die Universität für Bodenkultur berufen, wo sie das Institut für Meteorologie sowie das von ihr 2010 gegründete Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit leitete, ehe sie im Vorjahr emeritierte. Von 2004 bis 2006 war Kromp-Kolb Vorsitzende des Senats der Boku, von 2008 bis 2017 Universitätsrätin an der Uni Graz.

Fachlich ist Kromp-Kolb in den Themen Glaziologie, Klimatologie, Meteorologie, Umweltforschung, Klimaänderung, Luftreinhaltung und Umweltmeteorologie zu Hause. Ihr besonderes Interesse gilt dabei stets den Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt.

Zahlreiche Funktionen

Kromp-Kolb hat sich nicht nur als Wissenschafterin, sondern auch in zahlreichen Gremien für Klima- und Umweltschutz engagiert, etwa im Expertenbeirat des Klima- und Energiefonds, als wissenschaftliche Beirätin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, an der ZAMG und im WWF Österreich, als Vorsitzende des Forums Wissenschaft und Umwelt und des Forums für Atomfragen. Sie war Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Climate Change Centre Austria (CCCA) und ist Gründungsmitglied der Allianz Nachhaltiger Universitäten in Österreich.

1991 erhielt die Wissenschafterin, die mit dem Risikoforscher Wolfgang Kromp verheiratet ist, den Konrad Lorenz-Umweltpreis, 2006 den WWF Panda Award sowie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2008 den Klimaschutzpreis der Österreichischen Hagelversicherung, 2013 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten wurde sie für ihre Vermittlungstätigkeit zur "Wissenschafterin des Jahres 2005" gekürt.

(APA/red, Foto: APA/APA (Techt))

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