Karrieren von Filmschauspielern: Teils vorhersehbar, meist sehr kurz

4. Juni 2019 - 17:05

Angehende Film- und TV-Schauspieler müssen mit kurzen Karrieren, Hungerjahren und der höchsten Produktivität am Beginn der Laufbahn rechnen, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachblatt "Nature Communications". Sie haben die Karrieren von 2,4 Mio. Mimen untersucht. Nur die wenigsten davon wurden zu Stars, das Gros verschwand bald von der Leinwand.

Nur wenige Stars und viele rasch verglühende Sternschnuppen
Nur wenige Stars und viele rasch verglühende Sternschnuppen

Vito Latora, ein Physiker und Komplexitätsforscher, der unter anderem am Complexity Science Hub (CSH) in Wien arbeitet, analysierte mit Lucas Lacasa von der Queen Mary University of London und Kollegen die Karrieren von 1,5 Millionen Schauspielern und 900.000 Schauspielerinnen zwischen der Geburt des Films 1888 und 2016 anhand der Einträge in der Internetdatenbank "International Movie Database (IMDb)". Dort ist für alle von ihnen verzeichnet, in welchem Jahr sie an welchen Filmen und TV-Produktionen mitgewirkt haben.

Trotz aller Glamour-Geschichten: Es gab seit Anbeginn von Film und Fernsehen nur wenige Stars und viele rasch verglühende Sternschnuppen, berichten die Forscher. Bei knapp 70 Prozent der Darsteller endete die Karriere im selben Jahr, in dem sie begonnen hat. Bei den übrigen sinkt die Wahrscheinlichkeit von Jahr zu Jahr, dass sie weitergeht. Während rund 90 Prozent arbeitslos seien, könnten nur zwei Prozent der Schauspieler von dieser Tätigkeit leben.

"Matthäus-Prinzip"

Mimen müssen meist Hungerzeiten ohne TV- und Filmauftritte in Kauf nehmen, denn ein schlechtes Jahr bleibt selten allein. Allerdings gibt es auch oft mehrere produktive Jahre hintereinander. Das käme wahrscheinlich davon, dass Schauspieler eher eine Rolle bekommen, wenn sie gerade präsent sind, meinen die Forscher. Dadurch würde auch das Matthäus-Prinzip ("Wer hat, dem wird gegeben") die Filmbranche prägen. Sehr wenige Mimen entfalten sich so zu reichen Stars, während die meisten rasch in der Versenkung verschwinden und sich ihren Lebensunterhalt auf andere Art und Weise verdienen müssen.

Bei den meisten Darstellern, die zumindest 20 Jahre im Geschäft geblieben sind, war ihr "annus mirabilis", also das erfolgreichste Jahr, eher zu Beginn der Karriere - ein Effekt, der sich vor allem bei Schauspielerinnen zeigt, die auch eher kürzere Karrieren haben als ihre männlichen Kollegen, erklären die Forscher. Dafür gäbe es statistische Vorzeichen, weshalb man zu 85 Prozent vorhersagen könne, ob ein Schauspieler seinen Karriere-Höhepunkt schon hinter sich hat oder ob er auf noch bessere Zeiten hoffen darf.

Nicht vorhersagen könne man hingegen Comebacks - also ob nach Erfolgen mit anschließendem Verschwinden in der Versenkung noch einmal produktive Jahre mit mehreren Engagements folgen, so die Forscher. Die Daten zeigten jedoch, dass dies recht selten passiert.

Service: http://dx.doi.org/10.1038/s41467-019-10213-0

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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