Kalt-warm, rauf-runter: Die bewegte Geschichte des Weinviertels

10. April 2019 - 11:23

"Kalt-warm, rauf-runter" - auf diese Kürzestfassung bringen die Autoren des Buchs "Meeresstrand und Mammutwiese" die geologische und paläontologische Geschichte des Weinviertels. Im Detail entpuppt sich der Blick in den Untergrund des Viertels unterm Manhartsberg deutlich spannender. Dafür sorgen auch viele grafische Rekonstruktionen früherer Landschaften in dem präsentierten Band.

Meeresstrand und Mammutwiese
Meeresstrand und Mammutwiese

Faszinierend sind diese Bilder von der Verbreitung von Land und Meer in der Vergangenheit - als etwa vor rund 20 Millionen Jahren große Teile des Weinviertels noch von der Paratethys bedeckt waren und Wien an den Gestaden dieses Urmeeres gelegen wäre. Oder wie vor elf und sieben Millionen Jahren die Ur-Donau beim heutigen Mistelbach in einem großen Delta in den Pannon-See mündete.

Zahlreiche Zeugen dieser Zeit findet man heute noch im Weinviertel, etwa in Form von Fossilien. Die Überreste sind aber nicht nur im Untergrund: Wie bewegt die geologische Geschichte ist, zeigt ein über 80 Kilometer langer, bis zu 14 Kilometer breiter Geländerücken im zentralen Weinviertel. Er markiert den Verlauf der Ur-Donau: Durch sogenannte Reliefumkehr finden sich Schotter und Sande, die sich ursprünglich im Flussbett der Ur-Donau abgelagert hatten, heute auf diesem Höhenrücken, etwa am Spielberg bei Großriedenthal.

Reiche geologische Vergangenheit

Thomas Hofmann und Reinhard Roetzel von der Geologischen Bundesanstalt haben gemeinsam mit dem Paläontologen Mathias Harzhauser vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien die reiche geologische Vergangenheit des Weinviertels aufgearbeitet - von den 600 Millionen Jahre alten Graniten, auf denen die Retzer Windmühle steht, bis hin zum Löss, der jüngsten geologischen Formation. Dank Tausender Bohrungen, die man vor allem für die Suche nach Gas und Öl durchgeführt hat, weiß man viel über dieses geologisch am besten untersuchte Gebiet Österreichs.

So anschaulich diese Beispiele und die vielen Fotos und Grafiken sind - gänzlich konnten sich die drei Autoren nicht von ihrer Fachsprache trennen. Und so muss man sich als Leser etwa durch Formulierungen wie "mesozoische und paläogene Gesteine in einer untermiozänen Sedimentfolge" wühlen. Dafür erfährt man dann, dass es in der nun so sanften Hügellandschaft einst bis zu 600 Meter tiefe Canyons gab, früher dort Seekühe, Krallentieren und Dreizehen-Pferden grasten und man heute noch versuchen kann, sich den "Schnee" von Algenblüten, der einst an der Küste des heutigen Maissau zum Meeresgrund rieselte, auf der Zunge zergehen zu lassen.

Service: "Meeresstrand und Mammutwiese - Geologie und Paläontologie des Weinviertels" von Thomas Hofmann, Mathias Harzhauser und Reinhard Roetzel, Edition Winkler-Hermaden, 138 Seiten, 21,90 Euro

(APA/red, Foto: APA/Edition Winkler-Hermaden)

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