Von wegen jung und zart: Tigerhai biss sich an Seekuh die Zähne aus

6. April 2021 - 11:59

So zart dürfte der Happen dann doch nicht gewesen sein: Ein Tigerhai hat sich vor 14,5 Mio. Jahren an einer jungen Seekuh gleich sieben Zähne ausgebissen. Für das Jungtier endete die Haiattacke dennoch tödlich. Diesen Einblick in das Leben im Mittleren Miozän konnten Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien anhand von Fossilien gewinnen, die 2012 in der Südweststeiermark entdeckt und von Experten des Universalmuseums Joanneum geborgen und präpariert wurden.

Knochen der Seekuh mit den Bissspuren und Zähnen des Haies
Knochen der Seekuh mit den Bissspuren und Zähnen des Haies

Der Fossiliensammler und Hobbypaläontologe Gerhard Wanzenböck aus Bad Vöslau (NÖ) entdeckte 2012 in Retznei (Bezirk Leibnitz) in einem für seine Fossilienfunde bekannten Steinbruch Knochen einer jungen Seekuh. Das Tier lebte vor rund 14,5 Millionen Jahren in einem tropischen Meer, das zu dieser Zeit weite Teile Österreichs bedeckte.

Die Seekuh-Knochen stammen alle von einem jungen Tier der ausgestorbenen Art "Metaxytherium medium". Moderne Verwandte dieser Seekühe leben heute im Indischen Ozean.

Forscher rekonstruierten Geschichte der Attacke

Paläontologen des Universalmuseums Joanneum in Graz bargen die Überreste des Tieres und Präparator Norbert Winkler konnte das Skelett unbeschädigt aus dem Gestein freilegen. Ein Paläontologen-Team des NHM unter der Leitung von Iris Feichtinger und Ursula Göhlich hat die Fossilien analysiert und dabei die Geschichte der Haiattacke rekonstruieren. Sie berichten darüber im Fachjournal "Historical Biology".

Die Forscher fanden neben den Knochen sieben Zähne eines Tigerhais der Art "Galeocerdo aduncus". Zudem wurden auf den Knochen Biss-Spuren entdeckt, die zur unverwechselbaren Zahnform dieser bis zu fünf Meter langen Haie passen. Zum Nachweis reproduzierten die Wissenschafter experimentell Biss-Spuren in Ton und das erhaltene Muster stimmte exakt mit jenen auf einem Rippenfragment der fossilen Seekuh überein.

Wie die Forscher am Dienstag in einer Aussendung des NHM schreiben, handelt es sich dabei "weltweit um den ältesten fossilen Beleg einer derartigen Räuber-Beute Beziehung". Im nächsten Jahr soll das fossile Skelett der Seekuh im Rahmen einer Sonderausstellung im Universalmuseum Joanneum in Graz präsentiert werden.

Service: https://doi.org/10.1080/08912963.2021.1906665

(APA/red, Foto: APA/APA (OTS/NHM Wien))

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