Internationale Wolken-Erforschung am Sonnblick Observatorium

28. November 2022 - 12:05

Am Sonnblick Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) läuft bis zum 2. Dezember eine internationale Messkampagne zur Erforschung von Wolken. 24 Messgeräte, betreut von 38 Wissenschaftern aus neun Nationen untersuchen hier die Entstehung von Wolken. Zudem wird dort in 3.100 Metern Seehöhe das Europäische Zentrum für Wolkenvergleichsmessungen aufgebaut, wie es in einer Aussendung hieß.

Forschungsstation soll Herzstück von "ACTRIS" werden
Forschungsstation soll Herzstück von "ACTRIS" werden

Das Zentrum soll hochqualitative Messungen für Forschung und Vorhersagen im Wolkenbereich liefern. Denn noch immer ist nicht völlig erforscht, wie Wolken entstehen und welche chemischen und physikalischen Prozesse sich darin abspielen, die zu Regen oder Schneefall führen. Diese Prozesse sind aber wichtige Faktoren in der Berechnung von Wettervorhersagen der nächsten Tage und dem Erstellen von Klimaszenarien für die nächsten Jahrzehnte. Um die Eigenschaften von Wolken intensiv zu erforschen, entsteht derzeit ACTRIS, eine neue europäische Infrastruktur zur Beobachtung und Analyse von Aerosolen, Wolken und Spurengasen. Sie soll künftig auch weltweit eine führende Position einnehmen.

Hochqualitative Messungen

"Das Sonnblick Observatorium nimmt bei ACTRIS eine zentrale Rolle ein", sagte die Leiterin des Observatoriums, Elke Ludewig, von der ZAMG. "Wir richten hier das Europäische Zentrum für Wolkenvergleichsmessungen ein, genannt ECCINT - European Centre for cloud ambient intercomparison. Wir sind im Rahmen von ACTRIS unter anderem für die Standardisierung von Wolkenmessungen in Europa, die Eichung von hochsensiblen Messgeräten und das Datenmanagement zuständig, und werden gemeinsam mit rund 30 fixen Messstandorten von europäischen Forschungseinrichtungen sowie mobilen Plattformen wie Flugzeugen und Schiffen hochqualitative Messungen für Forschung und Vorhersagen im Wolkenbereich liefern."

Derzeit läuft am Sonnblick Observatorium eine erste internationale Pilot-Messkampagne zur Erfassung von Wolkeneigenschaften. Derartige Kampagnen sollen künftig alle zwei Jahre stattfinden. "Bei der aktuellen Messkampagne, die von 21. November bis 2. Dezember läuft, sind 38 Forscherinnen und Forscher aus neun Ländern im Einsatz", so Ludewig. "Dabei werden mit 24 speziellen Messgeräten unterschiedlichste Parameter der Wolken bestimmt, wie zum Beispiel der Flüssigwassergehalt, die Größe und Beschaffenheit der Tröpfchen und Eiskristalle sowie die chemische Zusammensetzung des Wolkenwassers."

Logistische und technische Herausforderung

Die Messkampagne ist eine logistische und technische Herausforderung. Zwanzig externe Messinstrumente der Kampagnenpartner, teils neue Prototypen, wurden auf den Messterrassen des Observatoriums installiert. Innerhalb von zwei Wochen werden die Instrumente unterschiedlichen Wetterbedingungen ausgesetzt und die Daten analysiert. Zwei intensive Wochen für die Wissenschaft und auch für den ECCINT-Operator Christian Maier, der für die technische Umsetzung der Kampagne verantwortlich ist: "Der Transport, die Stromversorgung, Netzwerkanschlüsse, Datenübertragung, Halterungen, zahlreiche Anschlüsse und viele Kleinigkeiten wurden wochenlang individuell für die einzelnen Instrumenten geplant und vorbereitet. Bei Sonne, Wind, Schnee, Kälte und sogar nachts konnten innerhalb von zwei Tagen alle Instrumente installiert werden. Jetzt sind wir auf die Geräteperformance und die Daten gespannt!"

An der Messkampagne beteiligt sind Organisationen aus Österreich, Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Niederlande, Schweiz und Schweden. Ziel ist der langfristige Aufbau eines hochwertigen Datensatzes, der weltweit zur Erforschung der Wolken zur Verfügung steht und auch hilft, die Wettervorhersage und Klimamodelle weiter zu verbessern. Wolken spielen in den Wetter- und Klimamodellen eine besondere Rolle, da sie je nach Größe, Art und Vorkommen für eine Erwärmung oder eine Abkühlung der Atmosphäre sorgen. Hier gibt es zahlreiche Wechselwirkungen, die noch nicht restlos geklärt sind.

(APA/red, Foto: APA/ZAMG)

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