Physiker der Universität Innsbruck sind Stickstoff-Molekülen im Weltall auf der Spur. Das Team um Roland Wester konnte im Labor erstmals zwei Spektrallinien direkt messen, die für das Amid-Ion charakteristisch sind, teilte die Uni am Donnerstag in einer Aussendung mit. Mit diesen bestimmten Spektrallinien könne im Weltall nun nach dem Molekül gesucht werden.
Neben Sternen werden manche Regionen der Galaxien von gigantischen Staub- und Gaswolken bevölkert. Dieses interstellare Medium bildet die Geburtsstätte von neuen Sternen, die entstehen, wenn sich die Wolken immer weiter verdichten bis es zur Fusionsreaktion kommt. Um diese Prozesse besser zu verstehen, sei es wichtig, die Zusammensetzung des interstellaren Mediums genau zu kennen. Über die von Radioteleskopen gemessenen Frequenzen (Spektrallinien) kann laut den Wissenschaftern die chemische Zusammensetzung des interstellaren Mediums bestimmt werden.
Bereits im Jahr 2014 hatten Astrophysiker in Beobachtungsdaten des Herschel-Weltraumteleskops eine Spektrallinie entdeckt, die sie vorläufig dem Amid-Ion zuordneten. Es wäre der erste Beweis für die Existenz dieses Moleküls im Weltall gewesen. Die Physiker rund um Roland Wester vom Institut für Ionenphysik und Angewandter Physik der Uni Innsbruck haben mit ihren Messungen jedoch gezeigt, dass diese Vermutung nicht richtig war.
Terahertz-Spektroskopie
Die Innsbrucker Forscher nutzten dafür die sogenannte Terahertz-Spektroskopie. "Hier kommen Wellenlängen zwischen Mikrowellen und infrarotem Licht zum Einsatz", erklärte Wester. Über den Vergleich mit den Messdaten des Herschel-Weltraumteleskops konnten die Innsbrucker Physiker nun belegen, dass die bisher gemessenen Spektrallinien nicht von Amid-Ionen stammen können. "Wir konnten mit unseren Messungen zeigen, dass die vorläufige Zuordnung nicht korrekt ist", betonte Wester.
Die von den Physikern bestimmte zweite charakteristische Spektrallinie könnte nun aber helfen, dem Amid-Ion im Weltall auf die Spur zu kommen. "Wir hoffen, dass in Zukunft mit neuen Teleskopen auch diese Linie beobachtet werden kann. Dann könnte man auch über diese Frequenz nach dem Molekül im Weltall suchen", meinte der Physiker. Sein Team will die neue Methode nun auch auf Moleküle mit vier oder fünf Atomen anwenden, wo Schwingungen und Rotationen noch sehr viel komplexer sind als beim dreiatomigen Amid.
(APA/red, Foto: APA/NASA, ESA, J. Hester (ASU))