Hallstatt-Schweine kamen von mehreren Züchtern und waren "Europäer"

14. Juni 2018 - 10:23

Der historische Salzabbau in Hallstatt wurde von einer Fleischindustrie begleitet, die das Salz zum Pökeln von Schweinefleisch nutzte. Im Vorjahr wiesen erste DNA-Analysen von prähistorischen Schweineknochen auf die Herkunft der Tiere hin. Nun berichtet eine Wiener Forscherin im Fachblatt "BMC Research Notes", dass die Hallstatt-Schweine von mehreren Lieferanten stammten und "Europäer" waren.

DNA-Analyse zeigt Herkunft der Schweine
DNA-Analyse zeigt Herkunft der Schweine

Hallstatt war ein prähistorischer Großbetrieb, "den wir in allen Einzelheiten verstehen wollen", betonte Ausgrabungsleiter Hans Reschreiter von der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien gegenüber der APA. Schweine seien ein wichtiger Aspekt davon, wurde doch in Hallstatt jedes Jahr tonnenweise Speck produziert - "in der Dimension gibt es nichts Vergleichbares in Europa", so Reschreiter.

Entlang der Donau nach Hallstatt getrieben

Angesichts der Tatsache, dass es in der Region im Winter nicht ausreichend Futter gab, um eine so große Zahl an Tieren zu ernähren, stellte sich die Frage, woher die Schweine kamen. Reschreiter berichtete im Vorjahr über erste DNA-Analysen, die darauf hindeuteten, dass die Tiere von Züchtern im Alpenvorland entlang der Donau oder aus dem Judenburger und Klagenfurter Becken stammten und jedes Jahr nach Hallstatt getrieben wurden. Ihr Fleisch wurde dort in riesigen Holzbecken gepökelt und im Bergwerk getrocknet.

Gemeinsam mit Kollegen am NHM ist es nun Sabine Hammer vom Institut für Immunologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien gelungen, aus in Hallstatt gefundenen Schweinezähnen mitochondriale DNA zu extrahieren, um erste Art-Analysen durchzuführen. Es handelte sich um Proben von zehn Tieren aus der Zeit zwischen 13. und 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.

Schweine aus europäischer Linie

Dabei fanden sich erste Hinweise, dass die Hallstatt-Schweine aus großen Herden bzw. verschiedenen Haltungsbetrieben stammten. "Das zeigt sich daran, dass fast jedes Tier einen eigenen Haplotyp hat, damit war in einer so kleinen Stichprobe nicht zu rechnen", so Hammer. Für Reschreiter ist das ein Hinweis, dass Hallstatt offensichtlich mehrere Schweine-Lieferanten hatte und nicht ein Großzüchter den Großbetrieb alleine belieferte.

Die Analyse der mitochondrialen DNA zeigte weiters, dass die Tiere fast ausschließlich zur europäischen und nicht zur asiatischen genetischen Linie (Haplotyp) gehörten. "Schweine kamen ja im Neolithikum mit dem Menschen aus Asien nach Europa", sagte Hammer zur APA. Der europäische Haplotyp sei jünger und habe sich irgendwann vom asiatischen abgespalten.

Die Wissenschafter hoffen, nun auch Vergleichsproben von anderen archäologischen Fundstätten analysieren zu können, um so potenzielle Ursprungspopulationen zu identifizieren.

Service: http://dx.doi.org/10.1186/s13104-018-3340-7

(APA/red, Foto: APA/Sabine Hammer/Vetmeduni Vienna)

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