Gustav Kuhn von Plagiat-Vorwurf entlastet

1. August 2018 - 14:41

Der österreichische Dirigent Gustav Kuhn (72) ist vom Verdacht, er habe in seiner 1969 fertiggestellten Dissertation "Wert und Sinn im musikalischen Kunstwerk" plagiiert, entlastet worden. Das teilte die Universität Salzburg, bei der Kuhn seine Doktorarbeit eingereicht hatte, mit. Eine von der Universität eingesetzte Kommission konnte den Verdacht entkräften.

Auch mit Vorwurf sexueller Übergriffe konfrontiert
Auch mit Vorwurf sexueller Übergriffe konfrontiert

Der zuletzt mit dem Vorwurf sexueller Übergriffe konfrontierte Kuhn hat erst am 31. Juli seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Causa mit sofortiger Wirkung ruhend gestellt. Der Blogger Markus Wilhelm hatte Anschuldigungen betreffend sexueller Übergriffe im Frühjahr veröffentlicht und auch Vorwürfe erhoben, die Kuhns Doktorarbeit betreffen. Journalisten aus Österreich machten die Universität Salzburg auf den Blog aufmerksam, wie der Vizerektor für Lehre, Erich Müller, auf Anfrage der APA erläuterte. "Wir haben uns das angesehen und weitere Schritte unternommen."

Zur Überprüfung des Plagiats-Verdachtes setzte die Universität Salzburg eine "Kommission für die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" ein. Die Kommission kam nun zum Ergebnis, das Verfahren gegen Kuhn einzustellen, wie die Universität Salzburg informierte. Dieser Erkenntnis liege auch eine Stellungnahme der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) zugrunde.

Handwerkliche Fehler und plagiierte Textpassagen

Zwar weise die Doktorarbeit neben handwerklichen Fehlern durchaus auch plagiierte Textpassagen auf. "Diese wurden bereits in den beiden Dissertationsgutachten festgestellt und haben zu einer entsprechenden Bewertung der Arbeit geführt. Entscheidend ist jedoch, dass sich die plagiierten Textpassagen in einem Teil der Arbeit befinden, der ausweislich der Gliederung der Arbeit darstellenden Charakter hat. Kuhn unternimmt in keiner Weise und an keiner Stelle den Versuch, diese Passagen als eigene Aussagen vorzuspiegeln", hieß es in der Begründung der Verfahrenseinstellung.

Vielmehr habe Kuhn unmissverständlich fremde Gedanken referiert. "Dass deren Herkunft teilweise nicht sorgfältig nachgewiesen wurde, stellt einen handwerklichen Mangel da, erlaubt jedoch weder für sich genommen noch im Kontext die Feststellung einer absichtlichen Täuschung." Im fünften Kapitel der Dissertation habe Kuhn seine eigene Theorie entwickelt. "Wären hier Textteile, die von anderen Autoren stammen, nicht ausgewiesen gewesen, so wäre dies gravierend und hätte zum Vorwurf vorsätzlichen Plagiats führen müssen. Solche Passagen konnten jedoch nicht identifiziert werden."

Der gebürtige Steirer Kuhn wuchs in Salzburg auf und studierte Dirigieren bei Hans Swarowsky, Bruno Maderna und Herbert von Karajan. Gleichzeitig promovierte er in den Fächern Philosophie, Psychologie und Psychopathologie.

(APA/red, Foto: APA/APA (EXPA/J. Groder))

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