12.11.2018, 11:05 Uhr

Gemeinschaftsgärtner wünschen sich klarere Regeln, aber keine Strafen

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Hinter dem Begriff "Sharing Economy" verbergen sich Ansätze, bei denen gemeinschaftlich gewirtschaftet bzw. ein Produkt gemeinschaftlich genutzt wird. Forscher der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien berichten im Fachblatt "Sustainability" über Studien, wonach sich Gemeinschaftsgärtner mehr Regeln für den Umgang mit Verstößen wünschen, von Kontrollen und Strafen aber wenig halten.

Im Rahmen zweier Fokusgruppendiskussionen analysierte das Forschungsteam um Thomas Sabitzer vom Kompetenzzentrum für empirische Forschungsmethoden der WU, wie Regulation in solchen Sharing Gemeinschaften wahrgenommen wird und welche Formen von Regulation erwünscht ist. Daran nahmen 13 großteils junge und gut ausgebildete Personen teil, da vor allem diese Gruppe in der "Sharing Economy" sehr aktiv ist. Auf den Diskussionen aufbauend, führten die Forscher eine Fragebogenstudie unter 86 ebenfalls im Schnitt höher gebildeten - immerhin 54 Teilnehmer hatten einen Universitätsabschluss - österreichischen Gemeinschaftsgärtnern durch.

In beiden Untersuchungen berichteten die Teilnehmer, dass sie sich mehr Regulation in ihren nach gemeinschaftlichen Prinzipien organisierten Gruppen wünschen. Dabei sollte laut den Untersuchungen aber nicht auf Kontrollen und Strafen gesetzt werden, heißt es in einer Aussendung der Uni. Eher müssten gemeinschaftlich Regeln und Ziele formuliert werden, die festlegen, wie auftretende Probleme demokratisch besprochen werden.

Weiche Regulation, weniger Konflikte

"Die Ergebnisse zeigen, dass weiche Regulation in Form von Unterstützung und Information mit weniger Konflikten, besseren Konfliktlösungen, einem besseren Gruppengefühl, sowie mehr Vertrauen zwischen den Mitgliedern zusammenhängt", so Sabitzer. Kontrollen und Strafen brächten hingegen häufigere Konflikte und ein schlechteres Gruppengefühl. In diesen "weichen Regulationen" könnte laut den Wissenschaftern ein Schlüsselfaktor für das Gelingen solcher "Sharing"-Ansätze liegen.

Mit dem größeren politischen Rahmen des Umgangs von Stadtverwaltungen mit "Sharing Economy"-Angeboten, wie den neuestens im innerstädtischen Wien omnipräsenten E-Scootern, Autos, bis zu Wohnungen oder Büros, setzte sich ein Team um den Leiter des Instituts für Public Management und Governance der WU, Markus Höllerer, auseinander. Die gemeinsam mit der Stadt Wien durchgeführten Analysen der Herangehensweisen mitteleuropäischer Städte ergab demnach ein sehr unterschiedliches Bild: Während Städte, die dem Trend grundsätzlich positiv gegenüberstehen, beispielsweise auch stark auf Kooperationen mit Firmen aus dem Bereich setzen bzw. sogar selbst solche Angebote entwickeln, reagieren andere auf die vor allem urbane Bewegung recht deutlich mit Regulationen.

Service: Die Studie im Fachblatt "Sustainability": http://dx.doi.org/10.3390/su10082828; Homepage des Wiener "Sharing Economy"-Projekts: www.sharing-economy.at

APA/red Foto: APA/APA (dpa)