Für Diabetes-Patienten und Wissenschaft: Big Data und Digitalisierung

10. April 2018 - 15:21

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) will Big Data in vermehrtem Ausmaß nutzen, um Wissenschaftern und Diabetikern zu Forschungserkenntnissen bzw. besserer Versorgung zu verhelfen und gezielt Prävention zu betreiben. In Österreich sind rund 600.000 Menschen von Diabetes mellitus betroffen.

Auswertung von Daten zur Risikoabschätzung
Auswertung von Daten zur Risikoabschätzung

Wie das funktionieren kann, erläuterte die Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien, bei einer Pressekonferenz mit Hartinger-Klein anhand eines Beispiels: Die Auswertung von Spitalsdiagnosen in anonymisierter Form und der in diesem Zusammenhang erfolgten Verschreibung von Medikamenten ergab prinzipielle Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männliche Diabetiker haben demnach ein signifikant größeres Risiko, an bestimmten Tumoren zu erkranken. Zurückzuführen ist das offenbar auf bestimmte Medikamente. Durch die Verabreichung von Statinen (Cholesterinsenker; Anm.) sinkt das Risiko wieder auf den Faktor von Nicht-Diabetikern.

Bedeutsame Phänomene: Über- und Unterernährung

Eine weitere Korrelation stellte sich zwischen Geburtsjahr und Diabetes heraus: Demnach sind Menschen, die in den "Hungerjahren" nach den Weltkriegen geboren wurden, häufiger von Diabetes betroffen. Das lässt den Schluss zu, dass eine ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft das Kind vor Diabetes schützt. Aktuell treten zwei Phänomene auf, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind: Überernährung und Unterernährung zum Beispiel aufgrund von Anorexie oder Bulimie.

Schwangere werden deshalb routinemäßig auf Diabetes bzw. eine allfällige Vorstufe getestet. Eine von sieben Frauen ist von Schwangerschaftsdiabetes betroffen. 50 bis 70 Prozent von ihnen erkranken in den folgenden zehn bis 15 Jahren. Für die Risikoabschätzung wichtig ist ein Test in den Wochen nach der Geburt, die aber laut Kautzky-Willer nur von 20 Prozent der Frauen wahrgenommen wird. Mit ihrem Vorschlag, diese Kontrolle als Pflichtuntersuchung in den Mutter-Kind-Pass aufzunehmen, stieß die Wissenschafterin bei Hartinger-Klein auf offene Ohren. Derzeit wird über eine Adaptierung des Mutter-Kind-Passes verhandelt, Ergebnisse kündigte die Gesundheitsministerin für den Herbst an.

Betreuung und Therapie mittels App und Telemonitoring

Diabetes-Patienten brauchen umfassende Betreuung. Im Tiroler Bezirk Landeck läuft mit Erfolg das Projekt Diabcare, bei dem niedergelassene Ärzte und andere Gesundheitsdienstleister vernetzt sind. Daten Betroffener werden via Smartphone-App an eine Stoffwechselambulanz übermittelt, regelmäßig überprüft und daraus Therapieschritte abgeleitet. Patienten werden durch Schulung und Feedback zu aktiver Mitwirkung bei der Behandlung motiviert. Ein weiteres von Hartinger-Klein präsentiertes Vorzeigemodell ist der Gesundheitsdialog Diabetes der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau. Dabei werden Behandlungserfolge anschaulich kommuniziert, was die Motivation der Patienten bei der Mitwirkung erhöht. Eingesetzt wird Telemonitoring. Die Befürchtung, dass ältere Betroffenen den Einsatz dieser Technologie ablehnen, treffe nicht zu, sagte die Gesundheitsministerin: Das Durchschnittsalter der aktuell 849 Teilnehmer liegt bei 60,5 Jahren.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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