Frauentag - Noch immer große Voreingenommenheit gegenüber Frauen

5. März 2020 - 14:41

Auch nach Jahrzehnten der Gleichstellungspolitik hat die große Mehrheit der Menschen weltweit einer neuen Studie zufolge noch immer Vorurteile gegenüber Frauen. Laut der Analyse der UNO-Entwicklungsagentur UNDP sind neun von zehn Menschen zumindest teilweise voreingenommen.

Im Gender Inequality Index ist Österreich auf dem 14. Platz
Im Gender Inequality Index ist Österreich auf dem 14. Platz

Etwa die Hälfte aller Befragten aus insgesamt 75 Ländern findet demnach, dass Männer bessere politische Anführer sind als Frauen. 40 Prozent seien der Meinung, dass Männer bessere Spitzenmanager in der Wirtschaft sind, heißt es in der Studie. Und 28 Prozent finden es demnach für einen Mann gerechtfertigt, seine Frau zu schlagen.

Die größte Voreingenommenheit gibt es unter den Ländern des Index in Pakistan, Katar, Nigeria, Simbabwe und Jordanien. Die Länder mit der geringsten Anzahl an Menschen mit Vorurteilen waren Andorra, Schweden, die Niederlande, Norwegen und Neuseeland. Zu Österreich gibt es dazu keine Daten.

Angleichen, aber keine Gleichberechtigung

Der Bericht machte dabei auch noch einen weiteren Trend aus. Zwar sei in gewissen Bereichen eine Angleichung gelungen, wirkliche Gleichstellung gibt es aber in keinem einzigen Land der Erde. In 50 Ländern hätten Frauen bessere Bildung als Männer, sie erhalten aber durchschnittlich 39 Prozent weniger Einkommen - obwohl sie mehr Zeit für die Arbeit aufwenden, heißt es in dem Bericht, der der APA vorliegt.

Im "Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit" (Gender Inequality Index), der auf Faktoren wie Zugang zu politischer Macht, Arbeitsmarktchancen und reproduktive Gesundheit eingeht, befindet sich Österreich auf dem 14. Platz (Stand 2018). Bei der Müttersterblichkeit gab es hierzulande vier Todesfälle pro 100.000 Geburten. Die Arbeitsquote von Frauen lag laut UNDP bei 54,8 Prozent im Vergleich zu 65,9 bei Männern. Platz eins nimmt im Gleichberechtigungsindex die Schweiz ein, gefolgt von Schweden. Deutschland liegt auf dem 19. Rang. In Subsahara-Afrika stirbt andererseits eine von 180 Frauen bei der Geburt, und damit 20 Mal so viele wie in entwickelten Ländern.

Männer dominieren in Spitzenpositionen

Doch in Spitzenpositionen dominierten weiterhin die Männer. Dies sehe man etwa beim (noch immer recht niedrigen) Anteil von Frauen in Parlamenten. Dieser sei relativ gesehen jedoch deutlich größer als die Zahl von Frauen als Regierungschefs - nur zehn von 193 Ländern würden von einer Frau geführt.

Zwar sei in vielen Bereichen schon Einiges bei der Gleichstellung erreicht worden, trotzdem seien geschlechtsspezifische Unterschiede oftmals aber immer noch allzu offensichtlich, sagte der verantwortliche UNDP-Mitarbeiter Pedro Conceição.

Österreich hinkt unter OECD-Ländern hinterher

Die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt hat sich in Österreich in den vergangenen Jahren nicht verbessert, im Gegenteil. Im "Women in Work"-Ranking der Wirtschaftsberatung PwC belegte Österreich 2018 unter 33 OECD-Ländern Platz 25. Im Jahr 2016 war Österreich noch auf Rang 23, im Jahr 2000 sogar auf Platz 13. Angeführt wird das Ranking von Island, Schweden und Slowenien.

Die fünf Indikatoren, die den "Women in Work Index" ausmachen, sind: das geschlechtsspezifische Lohngefälle, die Erwerbsbeteiligung von Frauen, der Unterschied zwischen der Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen sowie Arbeitslosigkeit und Vollzeitbeschäftigung unter Frauen. Für die Studie wurden 33 Mitgliedsländer der OECD analysiert - ausgenommen Türkei, Lettland und Litauen.

Im langjährigen Vergleich (seit 2000) verzeichneten Österreich und Frankreich den deutlichsten Abstieg im Ranking. Luxemburg und Polen machten die größten Fortschritte.

Auch in Bezug auf den Gender-Wage-Gap habe sich Österreich kaum verbessert, noch sei die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt gestiegen, so Christine Catasta, Senior Partner bei PwC Österreich, laut einer Aussendung. Besonders gestiegen sei seit dem Jahr 2000 die Teilzeitbeschäftigung von Frauen in Österreich, von 14 Prozent auf 24 Prozent. Die Vollzeitbeschäftigung der erwerbstätigen Frauen erhöhte sich auf 66 Prozent (zum Vergleich: 92 Prozent erwerbstätige Männer), ebenso die Anzahl von Frauen in Vorständen. 21,2 Prozent der heimischen Vorstandspositionen sind laut PwC von Frauen besetzt. Zum Vergleich: In Island sind es 45,2 Prozent.

Service: http://go.apa.at/sZMsO7DW

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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