Forschungsrat ERC vergibt fünf "Advanced Grants" nach Österreich

31. März 2020 - 12:23

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat in der aktuellen Antragsrunde insgesamt 185 "Advanced Grants" vergeben. Fünf davon gehen an in Österreich tätige Forscher. Die jeweils mit bis zu 2,5 Mio. Euro dotierten Förderpreise sollen den Wissenschaftern ermöglichen, in den kommenden fünf Jahren anspruchsvolle und risikoreiche Projekte durchzuführen.

In Summe erhalten die 185 Preisträger rund 450 Mio. Euro.
In Summe erhalten die 185 Preisträger rund 450 Mio. Euro.

Die "Advanced Grants" stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. In Summe erhalten die 185 Preisträger rund 450 Mio. Euro. Bei knapp 1.900 eingereichten Anträgen lag die Erfolgsrate bei weniger als zehn Prozent. Die meisten Förderpreise gehen an Forscher in Deutschland (35), Großbritannien (34) und Frankreich (21). In Österreich gehen zwei "Advanced Grants" an die Universität Wien, jeweils einer an die Technische Universität (TU) Wien, die Universität Innsbruck und das Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ).

Die österreichischen Preisträger:

Für die Physikerin Ulrike Diebold vom Institut für Angewandte Physik der TU Wien ist es bereits der zweite "Advanced Grant" nach dem ersten derartigen Förderpreis 2012. In ihrem neuen Projekt will sie auf atomarer Skala untersuchen, wie Wasser mit Oxid-Oberflächen wechselwirkt. Diese Frage spielt für unzählige Phänomene eine wichtige Rolle, etwa wenn im Grundwasser von Oxid-Oberflächen giftige Stoffe gebunden werden. Diebold hat in den vergangenen Jahren neue Untersuchungsmethoden entwickelt, mit denen sie dem nun auf den Grund gehen will.

Der Ionenphysiker Roland Wester vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Uni Innsbruck erforscht die atomare Abfolge von den meist sehr komplexen Prozessen bei chemischen Reaktionen. In seinem "Advanced Grant"-Projekt will Wester mit neuen empfindlichen Nachweistechniken und einer deutlich verbesserten Genauigkeit nach quantenphysikalischen Effekten in Ionen-Molekül-Reaktionen suchen und damit in ganz neue Regionen der Physik chemischer Reaktionen vordringen.

Der Ökologe Stefan Dullinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien untersucht in seinem ERC-Projekt die Auswirkungen des Klimawandels auf Gebirgspflanzen. Derzeit ist noch unklar, ob die Hochlagen der Gebirge im Klimawandel eine Sackgasse für die dort lebenden, nach kühleren Regionen suchenden Pflanzen darstellen. Denn möglicherweise bieten die verschiedenen mikroklimatischen Verhältnisse - etwa mit großen Temperaturunterschieden zwischen nach Norden oder Süden geneigten Flächen - speziell in diesen Hochlagen eine besonders gute Ausweichmöglichkeit. Das will Dullinger mittels Dauerbeobachtungsdaten, Fernerkundungsmethoden, Experimenten und Computersimulationen versuchen zu klären.

Der Sozialanthropologe Peter Schweitzer vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Uni Wien will mit seinem "Advanced Grant" die Rolle der Transportinfrastruktur für die Zukunft der Arktis erforschen. Hintergrund ist die zunehmende Zahl an Menschen, die sich in arktischen Regionen aufhalten, etwa Arbeiter, Touristen oder Militär. Der Wissenschafter plant die bestehende und geplante Transportinfrastrukturen in der Arktis zu untersuchen und der Frage nachzugehen, ob diese ein nachhaltiges und zufriedenes menschliches Bewohnen der Regionen im hohen Norden befördern oder zu einer verstärkten Abwanderung aus diesen Gebieten führen werden.

Der Mathematiker Vadim Kaloshin wird zwar erst 2021 am IST Austria beginnen, wird aber vom ERC schon zu den nach Österreich vergebenen Förderpreisen gezählt. Derzeit noch an der University of Maryland (USA) beschäftigt, will der aus Russland stammende Wissenschafter Stabilität und Integrabilität einer großen Klasse dynamischer Systeme studieren, wobei in der Mathematik Stabilität ("rigidity") bedeutet, dass nicht jede Art von Objekt in ein anderes Objekt geformt werden kann. Als konkretes Beispiel, mit dem sich Kaloshin mathematisch beschäftigen wird, nennt das IST in einer Aussendung die Frage, ob man aus dem Klang einer Trommel auf deren Form rückschließen kann, bzw. ob man eine Trommel verformen kann, ohne ihren Klang zu verändern.

Service: https://erc.europa.eu/

(APA/red, Foto: APA)

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