In engen Gräben der tiefsten Meeresunterwelt (Hadal) betreiben wirbellose Tiere gleichsam Landwirtschaft, berichten österreichische und finnische Forscher. Sie fördern wohl das Wachstum von Mikroben und ernähren sich von ihren Produkten. Zuvor beuten frühe Siedler wie wahrscheinlich Seegurken die Tiefseefurchen aus, indem sie Sauerstoff und Nährstoffe aufbrauchen, die bei Erdbeben in Unterwasserlawinen in die Tiefe strömen, erklären sie im Fachjournal "Nature Communications".
Ein Team um Jussi Hovikoski von Geological Survey of Finland (GTK) und Michael Strasser vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck inspizierte 20 Sedimentproben, die im Jahr 2021 bei einer Expedition (Japan Trench Paleoseismology) in mehr als 7,5 Kilometer Tiefe aus dem Japangraben gebohrt wurden. Dies ist eine 800 Kilometer lange Tiefseerinne im Pazifik. Die Forscher fanden in diesen Bohrkernen mittels Röntgen-Computertomographie verschiedenste Wühlgänge von Tieren, die dort nacheinander ihre Spuren hinterlassen haben.
Wenn nähr- und sauerstoffreiche Sedimente durch Unterwasser-Erdrutsche in die vormals kargen Riefen der "Hadalzone" gelangen, sind wirbellose Tiere wie vermutlich grabende Seegurken die ersten "Kolonialisten", so die Forscher. In den Bohrkernen fanden sich jedenfalls für solche Tiere charakteristische Wühlspuren. Sie ernähren sich vom quasi frisch importierten Futter und brauchen den mitgelieferten Sauerstoff allmählich auf. Später legen dort kleinere Tiere wie "Thyasiriden-Muscheln" Gänge an. Sie leben in Symbiose (gegenseitiger Abhängigkeit) mit Mikroben, die zum Beispiel Schwefelverbindungen verwerten. Tief im Sediment habe man schlanke, spiralförmige, teils verzweigte Gangsysteme gefunden, so die Forscher. Sie sind sicherlich jünger als die Wühlspuren der größeren Tiere, denn sie durchbrechen diese oft. Solche Röhren dienen wohl der "Mikrobenzucht", denn das Wachstum von Mikroorganismen sei dort begünstigt.
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