Forscher: Ötzis Gesellschaft hatte hochentwickelte Krankenfürsorge

20. September 2018 - 11:05

Von Einsparungen und Zusammenlegungen im Gesundheitssystem war wohl zu Ötzis Zeiten keine Rede. Damals gab es aber schon eine "hochentwickelte Kultur der Krankenfürsorge", erklären Forscher im "International Journal of Paleopathology". Davon würden die vielen Medikamente und therapeutischen Tätowierungen zeugen, die die 1991 entdeckte, 5.000 Jahre alte Gletschermumie mit sich bzw. am Körper trug.

Der 40 bis 50 jährige Mann stand unter Therapie
Der 40 bis 50 jährige Mann stand unter Therapie

Der damals 40 bis 50 jährige Mann hatte einige chronische gesundheitliche Probleme: Seine Zähne waren kariös, Mikroben verursachten ihm wohl Magengeschwüre, seine Gelenke waren abgenutzt, und die Blutgefäße verkalkt. Doch er stand auch unter Therapie, meint ein Team um Albert Zink vom Institut für Mumienforschung in Bozen. In seiner Ausrüstung wurden Birkenporlingspilze gefunden, die eine entzündungshemmende und antibiotische Wirkung haben, sowie Adlerfarn, mit dem man Darmparasiten austreibt. Außerdem war sein Körper mit 61 Tattoos bedeckt, die sich die Forscher noch einmal näher angesehen haben.

Sie konnten dabei frühere Annahmen bestätigen, dass die punkt- und strichförmigen Tätowierungen an seinen Handgelenken und Knöcheln genau über jenen Stellen sind, wo er degenerative Erkrankungen hatte. Außerdem liegen viele der Tattoos an traditionellen Akupunkturpunkten. Für die blauschwarzen Male wurde Kohlenstaub in kleine punktförmige Wunden eingerieben, was eine zeitaufwendige und hochentwickelte Methode ist, so die Wissenschafter. Zusammen mit der Varietät an Kräutern und Mittelchen, die er mit sich führte, sei dies ein Zeichen, dass seine Leute eine Kultur mit medizinischer Versorgung entwickelt hatten, wo die Erkenntnisse, die man mittels der Methode "Versuch und Irrtum" gewonnen hat, über Generationen weitergab.

Die Gesellschaft, in der er lebte, hatte demnach gewisse Kenntnisse der Anatomie, darüber, wie Krankheiten entstehen, und wie man sie behandelt, meinen sie. Unklar sei jedoch, wie groß der Behandlungserfolg war. Notfallsmedizinisch wurde er jedenfalls nicht versorgt, als ein Pfeil eine große Schlagader durchtrennte. Doch bei dieser tödlichen Verletzung und dem zusätzlichen Schädel-Hirntrauma hätte wohl auch kein moderner Rettungssanitäter mehr helfen können.

Service: http://dx.doi.org/10.1016/j.ijpp.2018.07.006

(APA/red, Foto: APA/Südtir. Mus. f. Archäologie)

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.