Forscher: Landwirtschaft verbreitete sich weltweit durch Migration

17. Mai 2018 - 20:05

Wie in Europa kam die Landwirtschaft in der Steinzeit auch in Südostasien mit einer großen Wanderungsbewegung an, berichtet ein internationales Forscherteam um den Wiener Anthropologe Ron Pinhasi im Fachjournal "Science". Die jungen Bauern haben sich dort massiv ausgebreitet und teils mit den ansässigen Jägern und Sammlern gemischt. Aber auch davor und danach gab es Einwanderungswellen.

DNA von im Jahr 2007 gefundenen Skeletten ist Inhalt der aktuellen Studie
DNA von im Jahr 2007 gefundenen Skeletten ist Inhalt der aktuellen Studie

Somit ging die Verbreitung der Landwirtschaft in allen untersuchten Fällen weltweit mit Migration und Expansion der Steinzeitbauern einher, erklärte Pinhasi, der am Department der Anthropologie der Universität Wien forscht, im Gespräch mit der APA. Er leitete die Studie gemeinsam mit David Reich von der Harvard Medical School in Boston (USA). Die Forscher haben "alte DNA" (ancient DNA) von 18 Menschen untersucht, die vor 4.100 bis 1.700 Jahren in der Region des heutigen Vietnam, Thailand, Myanmar und Kambodscha lebten. Dies ist die erste Untersuchung solch alter Proben aus Südostasien.

Bauern expandierten Gebiete

"Offensichtlich war die Landwirtschaft für die Menschen zumindest im geografischen Sinn überall eine Erfolgsgeschichte - sie hatten mehr Kinder, ihre Populationen vermehrten sich rapide und sie brauchten deshalb mehr Land", so Pinhasi. Deshalb expandierten die Bauern ihre Gebiete. Dabei verdrängten sie die Jäger und Sammler aber nicht komplett. Die Forscher konnten in den Erbgut-Daten nämlich eine Durchmischung der Populationen erkennen.

Zuvor waren die Jäger und Sammler selbst in einer großen Migrationsbewegung vor 45.000 Jahren nach Südostasien gekommen, erklären die Forscher in einer Aussendung. Vor 4.500 Jahren gab es dann eine Einwanderungswelle von Menschen, die Landwirtschafts-Techniken mit sich brachten, aus dem heutigen China. Auch später in der Bronzezeit kamen wieder Zuzügler von ebendort, die vor 3.000 Jahren Myanmar, vor 2.000 Jahren Vietnam und vor 1.000 Jahren Thailand erreichten.

In Südostasien haben sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen im Gegensatz zu Europa auch teils unvermischt erhalten, so die Forscher. "Noch heute leben in der Region Menschen, die quasi direkte Nachfahren der drei ursprünglichen Bevölkerungsgruppen sind", so Reich. Darunter wären etwa Menschen mit signifikantem Jäger und Sammler-Erbe in Thailand, Malaysia und den Philippinen.

Service: http://dx.doi.org/10.1126/science.aat3188

(APA/red, Foto: APA/Australian National Univ./Tilley)

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