Forscher für Abbau rechtlicher Hürden bei Zugang zu Gesundheitsdaten

8. April 2021 - 11:23

Europäische Wissenschaftsakademien, darunter die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), fordern den Abbau rechtlicher Hürden beim Zugang zu internationalen Gesundheitsdaten. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die medizinische Forschung in Europa weiter behindert werde. So würde aufgrund der Rechtslage in der EU alljährlich die Kooperation in Tausenden gemeinsamen Projekten etwa mit Institutionen in den USA erschwert.

Erschwerter Datenaustausch könnte medizinische Forschung in Europa behindern
Erschwerter Datenaustausch könnte medizinische Forschung in Europa behindern

Schon national beklagen österreichische Wissenschafter immer wieder - und besonders während der Corona-Pandemie - den eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdaten. Aber auch in der internationalen Forschungskooperation behindern rechtliche Hürden den Datenaustausch von europäischen Forschern mit Kooperationspartnern von außerhalb der EU bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR).

In einem nun veröffentlichten Bericht von drei Akademiennetzwerken (Europäische Föderation der Akademien der Wissenschaften ALLEA, Wissenschaftsbeirat der Europäischen Akademien EASAC und Föderation der Europäischen Medizinakademien FEAM) werden Lösungen zur Überwindung dieser Barrieren gefordert. "Die EU und EWR-Bürger profitieren in hohem Maße vom internationalen Austausch von Gesundheitsdaten", erklärte George Griffin, Präsident der FEAM und einer der Autoren des Berichts, in einer Aussendung. So könnten Forscher etwa sicherstellen, dass anderswo durchgeführte Forschung auch für Patienten in Europa relevant sei.

Konflikte mit Datenschutz-Grundverordnung

Die Wissenschafter verweisen auf Konflikte zwischen der Gesetzgebung anderer Länder und der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Wenn Institutionen in anderen Ländern durch die dort geltenden Gesetze daran gehindert werden, die erforderlichen Verträge gemäß DSGVO zu unterzeichnen, gebe es derzeit keinen praktikablen rechtlichen Mechanismus für den Austausch von Gesundheitsdaten. Schätzungen zufolge waren im Jahr 2019 mehr als 5.000 Kooperationsprojekte allein zwischen EWR-Ländern und den National Institutes of Health (NIH) in den USA betroffen.

Eine Lösung sei dringend erforderlich, betonen die Autoren des Berichts, die ein verstärktes Engagement der Europäischen Kommission fordern und sich auch zur Berücksichtigung des Datenschutzes bekennen. "Das Sammeln und Kombinieren von Gesundheitsdaten ist von grundlegender Bedeutung für den Fortschritt der medizinischen Forschung und die Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Damit die Forschung gedeihen kann, müssen pseudonymisierte personenbezogene Daten auf unkomplizierte und zeitnahe Weise international zwischen Forschungsgruppen ausgetauscht werden, wobei der Schutz personenbezogener Daten gewährleistet sein muss", so Volker ter Meulen, Mitautor des Berichts und Präsident des InterAcademy Partnership (IAP), einem Verbund von über 140 Wissenschaftsakademien.

Service: www.doi.org/10.26356/IHDT

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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