Experten: Unternehmen sollen auch in der Krise auf Innovation setzen

20. April 2020 - 14:23

Im Zuge großer Wirtschaftskrisen werden Forschungsausgaben häufig zurückgefahren. Danach stehen allerdings jene Unternehmen besser da, die weiterhin in Innovationen investiert haben. Das sei auch für die Zeit nach der Coronakrise zu erwarten, prognostizieren Innovationsforscher des Austrian Institute of Technology (AIT) und des ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung).

Investitionen entscheidend für Unternehmenserfolg
Investitionen entscheidend für Unternehmenserfolg

Dass auf die Coronakrise eine Rezession folgen wird, steht für Ökonomen bereits fest. So erwartete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) Ende März in einem moderaten Szenario einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,2 Prozent. Die Folgen werden jedoch weit über den unmittelbaren Schaden hinausgehen, so die Experten von AIT und ZEW. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 habe etwa die Fahrzeug-, Elektronik- oder Pharmabranche ihre Forschungsausgaben um mehr als zehn Prozent reduziert.

Die Gründe für verringerte Ausgaben in Forschung und Entwicklung (F&E) liegen demnach einerseits in Finanzierungsschwierigkeiten und andererseits in der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. Die Folgen geringerer Investitionen waren schwerwiegend, erklärte Bernhard Dachs vom AIT-Center for Innovation Systems and Policy gegenüber der APA: "Wir wissen zum Beispiel aus Deutschland, dass nach der letzten Krise sehr viele kleine Firmen einfach aufgehört haben und sehr schwer wieder reingekommen sind."

Neue Produkte können auch Verluste bei alten Produkten ausgleichen

Umgekehrt wisse man, dass 20 der 50 österreichischen Unternehmen mit den höchsten Forschungsbudgets ihre Forschungsausgaben in der Finanzkrise erhöht haben. Diese Unternehmen hätten sich als widerstandsfähiger erwiesen und deutlich weniger Beschäftigte verloren als Firmen ohne Innovationen. "Der Grund war der, dass neu eingeführte Produkte zum Teil die Verluste bei den alten Produkten ausgeglichen haben", sagte der Experte. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, die Unternehmen im Innovationsprozess zu behalten. "Wenn die Firmen aus dem Innovieren herausfallen, wird es sehr schwierig für sie", so Dachs. Vonseiten der Forschungspolitik sollte man daher auf die Firmen zugehen und ihnen versichern, dass die Förderangebote und andere Unterstützungen wie die Forschungsprämie weiterhin zugänglich sind.

Vergleichbar sind die Krisen von einst und heute nur bedingt, räumt der Experte ein. Die Coronakrise sei für die Unternehmen schwieriger, weil durch die Einschränkungen des Wirtschaftslebens oft die Hilfsmittel wie Anlagen, Forschungsmaterialen, Labore oder Kooperationspartner wie Hochschulen fehlen. Ein positiver Unterschied sei jener, dass nach dem Fall der Ausgangsbeschränkungen alles relativ schnell wieder hochgefahren werden könne: "Das Problem ist nicht der Wille, sondern die Beschränkungen."

Die Experten von AIT und ZEW haben für ihre Analyse Daten der EU-Innovationserhebung (Community Innovation Survey, CIS) von 1998 bis 2014 genutzt. Eine Publikation ist aus der Arbeit bereits hervorgegangen (Industry and Innovation, 2017), eine weitere soll nun mit Bezug auf die Coronakrise noch dieses Jahr erscheinen.

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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