Experten fordern mehr Wettbewerb um Forschungsgelder

18. Oktober 2018 - 10:41

Wie man Forschungsmittel anteilsmäßig am effizientesten einsetzen kann und soll, darüber gibt es unterschiedlichste Meinungen. Wifo-Experte Jürgen Janger und der Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria, Thomas Henzinger, plädieren für eine Erhöhung der kompetitiv vergebenen Forschungsförderung anstatt einer fixen Grundfinanzierung von Forschungseinrichtungen.

Kompetitive Vergabe von Förderung statt fixer Grundfinanzierung
Kompetitive Vergabe von Förderung statt fixer Grundfinanzierung

"Um maximale Exzellenz zu erzielen, sollten die Mittel nicht strategie- und themenabhängig, sondern rein kompetitiv durch Peer Review (auf Basis von Gutachten von Fachkollegen; Anm.) vergeben werden und allen Forschern an den Universitäten sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen gleichermaßen zugänglich sein", erklärte Henzinger im Vorfeld der Tagung "The Role of Competitive Research Funding in Science", die am 22. Oktober im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft am IST Austria stattfindet, gegenüber der APA.

Für die Finanzierung der von der Bundesregierung geplanten Exzellenzinitiative zur Stärkung der kompetitiven Grundlagenforschung erwartet sich Henzinger "neue und substanzielle Mittel". Entsprechende Forschungsgelder sollten dem "Aufbau und Erhalt exzellenter Forschungsgruppen dienen, nicht der Steuerung von Berufungspolitik, Karrieremodellen, Organisationsstrukturen oder Infrastrukturmaßnahmen an autonomen Forschungseinrichtungen".

Um auch etablierte Forscher besser zu unterstützen, wie jüngst von Henzinger und anderen Direktoren wissenschaftlicher Einrichtungen in einem offenen Brief an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) gefordert, könne man etwa das Auswahlverfahren des Europäischen Forschungsrats (ERC) heranziehen, schlägt der IST-Präsident vor. So habe der ERC 2017 zehn top-bewertete österreichische Förderanträge mit einem Finanzierungsvolumen von insgesamt 19 Mio. Euro aus budgetären Gründen nicht bewilligen können. Ein eigenes nationales Förderprogramm für solche Projekte, das es auch schon in einigen europäischen Ländern gebe, könnte ein "zentrales, unbürokratisches und extrem wirkungsvolles Element" der geplanten "Zukunftsinitiative" für Forschung sein, die im Sommer im Ministerrat beschlossen wurde.

Nur ein erster Schritt

Für Jürgen Janger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) steckt bei einer allfälligen Exzellenzinitiative der Teufel im Detail, grundsätzlich würde er aber eine Erhöhung der kompetitiv vergebenen Forschungsfinanzierung empfehlen. Das allein reiche freilich nicht, um die Lücke zwischen Österreich und führenden Forschungsländern zu schließen. Wichtig seien unter anderem auch strukturelle Verbesserungen im Bereich der Forscherkarrieren, etwa eine flächendeckende Einführung von Tenure-Track-Modellen und flachere Hierarchien an den Universitäten. Ein hierarchisches Lehrstuhlprinzip mit einem Professor an der Spitze und Assistenten darunter sei unattraktiv für junge Forscher, "die wollen unabhängig sein und ihre eigene Forschungsagenda umsetzen".

Auf europäischer Ebene bestehe die Herausforderung in der Schaffung eines einheitlichen Forschungsraums. Statt einer Konvergenz, also einem Zusammenwachsen der Strukturen, sei jedoch eher eine Divergenz zu beobachten, so Janger, der diesen Themenbereich im Zuge der Tagung adressieren wird. Die Gründe für die mangelnde Konvergenz seien unter anderem in der wirtschaftlichen Unterentwicklung einiger ost- und mitteleuropäischer Länder zu suchen.

Das Gehaltsniveau sei dort vielfach niedriger und für die Forschungsfinanzierung sei wenig Geld vorhanden. Wobei der "Brain Drain", den diese Länder daher stark zu spüren bekommen, - wie durchaus auch in Österreich oder Deutschland - weniger an Fragen des Gehalts liege als an unattraktiven Karrierebedingungen. Nicht immer seien ausschließlich kompetitiv vergebene Fördermittel übrigens der Weisheit letzter Schluss. "Diese Instrumente sind schlecht geeignet, wenn es darum geht, hinterher hinkende Regionen oder Institutionen an die Spitze heranzuführen", so der Wifo-Ökonom.

Service: Weitere Informationen und Anmeldung zur Veranstaltung "The Role of Competitive Research Funding in Science" am 22. Oktober am IST Austria unter: https://ist.ac.at/eu2018/welcome/

(APA/red, Foto: APA/APA (Fohringer))

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