into the city

TEXTA (AT), SOULTANA (MA), DRAHDIWABERL (AT), IRIE REVOLTES (DE), u.a.

Eintritt frei

17 Uhr: Ebow (DE), 17.30 Uhr: Drahdiwaberl (AT), 19 Uhr: Soultana (MA), 19.30 Uhr: Texta (AT), 20.30 Uhr: Irie Révoltés (DE), 22 Uhr: Aleatoric DJ (AT)

Das Open Air auf dem Karlsplatz bildet den Auftakt von Into the City 2013 mit dem Schwerpunkt music and politics. Eröffnet wird der Abend dabei von der deutsch-türkischen Rapperin Ebow, die sich kritisch und ironisch mit ihrer eigenen Community, aber auch mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Minderheiten in Deutschland auseinandersetzt. Auch für die marokkanische Aktivistin Soultana ist Rap von Politik nicht zu trennen. »In den arabischen Ländern waren die Botschaften der Rapper ein zentraler Grund für den Beginn der Revolutionen«, sagt die Musikerin, die mit ihrer Band Tigresse Flow auch eine der ersten Frauen-Rap-Formation Afrikas gegründet hat. Ein Höhepunkt der Eröffnung ist sicher der Auftritt der Wiener Kultband Drahdiwaberl. Gegründet 1969 vom damaligen Kunststudent Stefan Weber, verstanden sie sich von Anfang an als politisch motivierte Band. Speziell in den 1980er Jahren waren Drahdiwaberl für ihre exzessiven Shows und Tabubrüche berühmt-berüchtigt. Das Linzer HipHop-Kollektiv Texta hinterfragt neben gesellschaftlichen Widersprüchen auch immer wieder die eigene Szene kritisch. Zum Abschluss kommt, inklusive neuer CD, mit der Heidelberger Reggae- und Dancehall-Band Irie Révoltés die wohl gefragteste Agit-Prop-Band Deutschlands auf die Bühne. Sie unterstützt seit Jahren aktiv Bürgerprotestbewegungen und kämpft in unterschiedlichen Initiativen gegen Rassismus und Homophobie. Davor, dazwischen und danach: Aleatoric DJ

Studium.at verlost 3x das neue IRIE REVOLTES ALBUM "ALLEZ":

IRIE RÉVOLTÉS - "Allez"

Irie Revoltés begeistern die Szene schon seit geraumer Zeit. Und sind live eine nicht mehr wegzudenkende Macht. Sollte es diesbezüglich noch Zweifel gegeben haben, wurden sie durch das Album „Irie Révoltés-Live“ nicht nur zerstreut, sondern geradezu hinweggefegt. „Als es dann um das neues Album „Allez“ ging, gab es keinen Druck von außen, nur den selbstverständlichen Drang, sich weiter zu bewegen, zu entwickeln, zu verbessern und musikalisch etwas Neues zu schaffen,“ erklärt Sänger Mal Élevé. Das angesprochene Neue ist eine massive Energie, die alle erreichen kann. Eine, die eine Bewegung anzustoßen vermag, die nicht mehr zu stoppen ist. Bis sich alles geändert hat.

Acht engagierte Leute haben sich bereits vor Jahren zusammengetan, um nicht nur lautstark ihr musikalisches Statement abzugeben, sondern auch ein politisches. „Wir wollen Veränderung, soweit dies Musiker können,“ stellt Carlito, der zweite Frontmann, klar. „Mit unserer Musik können wir Themen ansprechen, die viel zu oft untergehen. Wir können Menschen motivieren, etwas anzupacken. Denn jeder Einzelne kann etwas zur Veränderung beitragen.“

So, wie es derzeit läuft auf der Welt, mit all den Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten, muss es nicht weitergehen, schließlich sind wir alle Teil des großen Ganzen und genau darin liegt eben auch die Chance zur Veränderung begründet. Deshalb schmettern Irie Révoltés mit dem neuen Album lauthals ihr „Allez“ in die Welt. Fordern auf zum Aufstehen und zum Weitergehen. Irie Révoltés tun dies aus einer Lebensweisheit heraus und nicht mit dem ätzend erhobenen Zeigefinger. Dieses Ziel nun verfolgen sie schon eine geraume Zeit lang. Seit 13 Jahren, um genau zu sein. Die Truppe hat sich von Beginn an auf die eigene Kraft verlassen. Ohne Megaplattenfirmenpower. Ohne gigantische Finanzspritzen. Dafür aber mit einer ständig wachsenden Fanbase. Und mit jedem Konzert werden es spürbar mehr. „Es ist einfach wunderbar, zu erleben, dass wir mit unserer Musik aber auch mit unseren Inhalten über die Jahre stetig gewachsen sind,“freut sich Mal Élevé. „Und zwar so gewachsen, dass wir immer noch in der linken Subkultur verwurzelt sind und dennoch die großen Bühnen rocken. Nur so können unsere kreativen und auch politischen Anliegen noch weitere Kreise ziehen.“

„Auf unserer neuen Platte „Allez“ musste es darum gehen, das einzufangen, was wir live auf unseren Konzerten transportieren,“ ergreift Mal Élevé erneut das Wort, „obwohl es kein Live-Album ist, sollen Klang und Aussage so auf den Punkt gebracht werden, wie die Flamme eines Schweißbrenners ihre ganz Kraft in jedem einzelnen Schweißpunkt konzentriert.“ Was für ein Bild! Und eines, das niemand hätte erfinden können, der nicht in den künstlerischen Schaffensprozess involviert ist. Aber es stimmt, Irie Révoltés bündeln in ihrem neuen Album die Energie ihrer Musik wie nie zuvor in der Bandgeschichte. Das ist auch nicht verwunderlich. Die bereits über drei Studioalben kultivierte wilde Gemengelage aus Ska, Reggae und HipHop wird weiter angereichert und ordentlich zum Kochen gebracht. „Wir wollten deutlich mehr ruppige Punkanteile in unserer Musik,“ nimmt Carlito den Faden auf. „Auch wollten wir den Bandcharakter mehr betonen. Zusammen hinhocken und gemeinsam an den Liedern schreiben und viel mehr mit den Instrumenten machen.“ Gesagt. Getan.

Irie Révoltés schließen sich erst wochenlang mit dem Produzenten Tony Brown im Studio von Samy Deluxe „KunstWerkStadt“ ein. Dann geht es ins „Transporterraum Studio“, um gemeinsam mit den Produzenten Robert Stephenson und Philipp „Philsen" Hoppen an allen Songs so lange weiter zu basteln, bis sie einfach sitzen. „Wir haben nicht nur gemeinsam an den Liedern geschraubt,“ erinnert sich Flex, „wir haben lange Zeit hautnah aufeinander gehangen und miteinander im Studio gelebt.“ Das hat sich hörbar ausgezahlt. Die drei Vokalartisten vollbringen das Kunststück, mit jedem Lied einen neuen Spannungsbogen straff zu zurren, der zugleich lässig zurückgelehnt daher kommt. Für Mal Élevé, Carlito und Silence ist das kein Widerspruch. Die können das!

Bei aller Begeisterung für die Musik durfte ein Blick auf die Texte von Irie Révoltés nie fehlen und darf es jetzt auch nicht. Stets sind es Worte mit Herzblut und Seele. Aber auch mit großer Botschaft. „Das Politische war von Beginn Bestandteil von Irie Révoltés und so essentiell wie die Musik,“ daran lässt Mal Élevé rein gar keinen Zweifel. Doch es ist schon etwas sehr Besonderes, wie Irie Révoltés ihre Botschaften wirksam unters Volk bringen. Ihr politischer Anspruch ist ein gelebter. Da ist rein gar nichts Oberlehrerhaftes und schon gar nichts Besserwisserisches oder Geschwätziges. Die Texte sind genau so ansprechend wie die Musik. Und zweisprachig. Mal Deutsch. Mal Französisch (schließlich sind die beiden Brüder Mal Élevé und Carlito zweisprachig aufgewachsen). Mal beide Sprachen. „Wie welche Sprache ins Spiel kommt, dafür gibt es kein Konzept,“ erläutert Carlito, „wenn die Idee aufkommt, über ein bestimmtes Thema ein Lied zu machen, dann stellt sich eigentlich nur eine Frage, die, was wir damit ausdrücken wollen. Mit welchem Flow die Stimmung transportiert werden kann. Letztendlich ist es Gefühlssache. Wir wollen das machen, was sich für uns gut anfühlt. Dann sagt uns das Lied schon, in welcher Sprache oder in welchen Sprachen es gesungen werden will.“ Und das hört sich dann so an:

„Allez, wir bauen jetzt Druck auf/schlagen Alarm aus jedem Funkhaus/Allez, uns geht nie die Luft aus/ bringen unsere Message weltweit in Umlauf/Wir rennen, wir kennen keinen Stillstand/neue Ideen sprengen jeden Bildrand/zusammen verlassen wir den Holzweg/geben nicht auf, bis die Welt auf dem Kopf steht.“

Irie Révoltés müssen es wohl gewesen sein, für die Fehlfarben damals die Textzeile eigentlich geschrieben haben. „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!“ Dem haben Irie Révoltés nichts hinzuzufügen, aber fortzuführen. „Allez“, lautet deshalb der Titel des aktuellen Albums. Und das heißt nichts anderes als „auf, los und vorwärts“. Besser kann die krasse Energie und die Aufbruchsstimmung, die die Band ausmachen, nicht in Worte gefasst werden. Und die sind auf der Platte so gut eingefangen worden, dass sie geradezu physisch spürbar wieder aus den Boxen heraus schallen.  

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Facts

Veranstaltungsdatum:
  • Sa., 11.05.13
Eintritt
frei