Europäischer Erfinderpreis für Genfer Krebsimpfstoff-Entwicklerin

21. Juni 2022 - 16:23

Die Genfer Biotechnologin Madiha Derouazi erhält gemeinsam mit ihrer französischen Kollegin, der Immunologin Elodie Belnoue, den Europäischen Erfinderpreis 2022. Geehrt werden sie für ihre bahnbrechende Methode zur Herstellung von Krebsimpfstoffen. Das teilte das Europäische Patentamt (EPA) am Dienstag mit. Die Preisträgerinnen setzten sich im Finale der Kategorie "Klein- und mittelständische Unternehmen" durch.

Die Erfindung der Forscherinnen könnte "eine neue Ära in der Behandlung von Krebs einläuten"
Die Erfindung der Forscherinnen könnte "eine neue Ära in der Behandlung von Krebs einläuten"

Madiha Derouazi und Elodie Belnoue, die gemeinsam an der Universität Genf forschten, entwickelten eine Technologieplattform, mit der sich die drei wesentlichen Krebsimpfstoff-Komponente individuell zu einem einzigen Molekül zusammensetzen lassen. Therapeutische Krebsimpfstoffe unterstützen das Immunsystem von Krebskranken bei der Bekämpfung der Krankheit.

Die Erfindung der Forscherinnen könnte laut EPA "eine neue Ära in der Behandlung von Krebs einläuten". Denn anders als bei bisher erprobten Krebsimpfstoffen, gelang es, mit den produzierten Impfstoffen eine Immunreaktion auszulösen, "wie sie bisher noch nicht beobachtet werden konnte."

Um ihre Erfindung auf den Markt zu bringen, gründete Derouazi das Unternehmen Amal Therapeutics. Erste Mitarbeiterin war Belnoue. "Amal" bedeute "Hoffnung" auf Arabisch, sagte Derouazi: "Und das ist es, was wir den Krebspatienten bringen möchten", sagte sie. Der erste mit der Plattform entwickelte Impfstoff soll gegen metastasierenden Darmkrebs wirken. Er wird derzeit in einem frühen Stadium an Menschen getestet.

Leer gingen Marco Stampanoni vom Paul Scherrer Institut (PSI) und sein chinesischer Kollege Zhentian Wang aus. Sie waren Finalisten in der Kategorie "Nicht-EPO-Staaten". Die Auszeichnung holte sich stattdessen der Chemiker Donald Sadoway. Er wurde für seine Entwicklung von Flüssigmetallbatterien geehrt, die erneuerbare Energie speichern können.

"Mutter des Covid-19-Impfstoffs" ausgezeichnet

In der Kategorie "Lebenswerk" holte sich die ungarisch-amerikanische Biochemikerin Katalin Karikó die Auszeichnung. Sie arbeitet seit den Neunzigerjahren an der mRNA-Technologie. Sie gilt als eine der Wegbereiterinnen von Impfstoffen, die auf dieser Technologie basieren - und die im Kampf gegen das Coronavirus Millionen Menschenleben gerettet haben. Die 1955 in Ungarn geborene Forscherin, die nach Stationen in ihrem Heimatland und den USA inzwischen bei Biontech in Deutschland arbeitet, erhielt am Dienstag den Europäischen Erfinderpreis "für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Entwicklung modifizierter Boten-RNA (mRNA) für Impfstoffe und medizinische Therapien", wie das EPA mitteilte.

Ihre Arbeit habe "nicht nur den Weg für die erfolgreichsten mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffe" geebnet, sondern auch die Tür zu neuen Therapien für viele andere Krankheiten und Leiden geöffnet, betonte das EPA. So gebe es Bestrebungen, therapeutische Impfstoffe für verschiedene Krebsarten sowie Behandlungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen zu entwickeln.

"Dank ihrer Vision, dass mit dem mRNA-Molekül ein signifikanter medizinischer Nutzen erzielt werden könnte, hat Katalin Karikó eine Wirkung erzeugt, die weit über den inzwischen gut dokumentierten medizinischen Erfolg hinausgeht", sagt EPA-Präsident António Campinos. "Ihr Engagement für die Wissenschaft und ihre Beharrlichkeit gepaart mit der innovativen Qualität ihrer Forschung haben der Welt eine bahnbrechende Innovation gebracht, die im Kampf gegen einige der schlimmsten medizinischen Bedrohungen der Menschheit das Potenzial für ganz neue Perspektiven birgt."

Weitere Auszeichnungen

Die französische Wissenschafterin Claude Grison gewann in der Kategorie "Forschung". Sie entwickelte ein innovatives Verfahren zur Bodenentgiftung. Freuen durften sich auch die Esten Jaan Leis, Mati Arulepp und Anti Perkson: In der Kategorie "Industrie" wurden sie für die Optimierung eines bestimmten Materials geehrt, das schnell aufladbare, langlebige Energiespeicher ermöglichen soll.

Den "Young Inventors prize" erhielt die Amerikanerin Erin Smith für eine auf künstlicher Intelligenz (KI) beruhenden Methode zur Erkennung von Parkinson. Auch Victor Dewulf und Peter Hedley wurden mit diesem Preis ausgezeichnet. Die Forscher entwickelten ein Abfallmanagement, ebenfalls gestützt auf KI.

Den Publikumspreis schließlich ergatterte die Spanierin Elena García Armada. Sie entwickelte das weltweit erste anpassungsfähige Roboter-Exoskelett für Kinder.

(APA/red, Foto: APA)

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