Ehrendoktorat der Meduni Wien an Eric Kandel

24. April 2018 - 16:36

Die Medizinische Universität Wien hat dem Neurowissenschafter und Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel (88) das Ehrendoktorat verliehen. Kandel bezeichnete dies als "wundervolle Ehrung für mich, von dem Platz, wo die moderne Medizin begonnen hat". Er habe schon viele Auszeichnungen bekommen, aber diese "aus Wien, wo ich 1939 rausgeworfen wurde, hat große Bedeutung für mich".

Ehrung "aus Wien, wo ich 1939 rausgeworfen wurde, hat große Bedeutung für mich"
Ehrung "aus Wien, wo ich 1939 rausgeworfen wurde, hat große Bedeutung für mich"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bezeichnete bei der Zeremonie Kandel als "Mahner, wenn es um den Blick zurück geht, der aufgrund unserer historischen Verantwortung in Österreich notwendig ist. Sie sind aber gleichzeitig jemand, der uns Hoffnung gibt, wenn es um den Blick nach vorne geht, durch Ihre Tätigkeit und Verdienste in der Wissenschaft. Wir sind Ihnen als Republik Österreich dankbar für diesen mahnenden Blick zurück, aber auch dafür, dass Sie uns Vorbild sind beim Richten des Blicks in die Zukunft."

Moderner Medizin Stempel aufgedrückt

Kandel habe als herausragender Forscher, Humanist und Nobelpreisträger die moderne Medizin geprägt, erklärte der Rektor der Medizinuni, Markus Müller. Die Medizin-Uni sei geehrt, dass er nach den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit im Wien der 30er-Jahre, die schließlich zur Flucht der Familie mit Emigration in die USA führten, "dieses Ehrendoktorat als Geste der besonderen Wertschätzung unserer Universität entgegennimmt."

"Wir alle werden entscheidend von unseren Erinnerungen geprägt. Die Erkenntnisse, die aus der jahrzehntelangen Forschung von Eric Kandel hervorgehen und Einblicke in die biologischen Fundamente von Lernen und Gedächtnis bis auf die Ebene einzelner Moleküle gewähren, sind ein Geschenk an die Menschheit.", sagte Laudatorin Daniela Pollak. Die Professorin für Behavioural Biology an der Medizinuni war drei Jahre als Postdoktorandin im Labor von Eric Kandel tätig und hat sich dort mit der Erforschung der molekularen Grundlagen der erlernten Sicherheit im Mausmodell beschäftigt.

Wollte ursprünglich Psychiater werden

Kandel, am 7. November 1929 in eine jüdische Familie in Wien geboren, musste 1939 vor den Nazis in die USA fliehen. Er studierte an der New York University Medizin, um Psychiater zu werden, entschied sich aber dann für die Grundlagenforschung und widmete sich der experimentellen Untersuchung biologischer und molekularer Vorgänge im Gehirn. 1974 kam Kandel an die Columbia University in New York, wo er das Zentrum für Neurobiologie und Verhalten gründete und wo er nach wie vor Professor ist. Im Jahr 2000 erhielt er für die Entdeckung, dass Veränderungen der Stärke von Verbindungen zwischen Nervenzellen die Grundlage für Lernvorgänge im Gehirn darstellen, den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

(APA/red, Foto: APA/APA (Pfarrhofer))

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