Qualitätskontrolle bei sehr ähnlichen Produkten, die Einsatz-Optimierung von knappen Materialien in der Produktion oder das Durchforsten von sehr ähnlichen Angeboten - das sind Anwendungsbereiche, in denen Künstliche Intelligenz (KI) auch in kleineren Firmen eine Rolle spielen kann. In Form eines E-Busses, vollgepackt mit "Demonstratoren", steuert das "KI-Mobil Austria" nun heimische Betriebe an. Man will einen niederschwelligen Zugang zum Thema bieten, so die Initiatoren.
Nur wenige Bilder von industriell gefertigten Doppelkeksen, die immer gleich aussehen sollten, haben gereicht, um ein maschinell lernendes System darauf zu trainieren, kleine unerwünschte Unterschiede zwischen den Gebäckstücken verlässlich anzuzeigen. Das geht auch bei anderen Produkten, die einer Qualitätskontrolle harren, hieß es am Donnerstag vor Journalisten. Mit derart konkreten Anwendungen (Demonstratoren) wollen die Technische Universität (TU) Wien, der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI), die Gewerkschaft PRO-GE - vulgo "Produktionsgewerkschaft" - und Fraunhofer Austria auch Unternehmen erreichen, die vielleicht nicht die Möglichkeiten haben, KI-Anwendungen großflächig für ihre Zwecke abzuklopfen.
E-Bus soll Einstieg ins Thema KI erleichtern
Einen oder einen halben Tag könne sich der auffällig gebrandete Elektro-Bus bei Interessenten einparken, um gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Materie einzusteigen. Das soll einerseits oft gehegte "Riesenerwartungen" bremsen, aber auch "Riesenängste" adressieren, wie Fraunhofer-Geschäftsführer Sebastian Schlund bei der Präsentation des Pilotprojekts an der TU Wien erklärte.
Wie man es dreht und wendet: "KI ist Teil der Zukunft der Arbeitswelt", betonte PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder. Vielleicht werden einmal Exoskelette Menschen bei schweren Arbeiten unterstützen und länger gesund in Beschäftigung halten. In einem solchen Transformationsprozess müsse man laut Binder aber "den Menschen in den Mittelpunkt stellen" - und vor allem rasch mit der Auseinandersetzung beginnen, so FMTI-Obmann Christian Knill.
KI auch für KMUs wichtig
Jetzt wolle man auch "die KMUs erwischen" und erklären, dass die technologischen Anwendungen "nicht Arbeit vernichten, sondern erleichtern sollen". Auch für Schlund ist das zentral: Denn zwischen "Entlasten" und "Entlassen" gibt es bekanntlich nur einen Unterschied von einem Buchstaben.
Das österreichische "KI-Mobil"-Projekt setze auf Erfahrungen aus Deutschland auf, sei aber auf die hiesigen Fragestellungen und Unternehmensstrukturen angepasst. Der Bedarf sei jedenfalls groß: Schon vor der heutigen Präsentation zählte man zahlreiche Anmeldungen. So ist der Bus beim "Summit Industrie 4.0" in Hall in Tirol oder von den Firmen Palfinger oder Hörbiger Industrie gebucht. Viele weitere - gerne auch kleinere Firmen - sollen folgen. Das Angebot läuft in einer Pilotphase mit Unterstützung des Klimaschutzministeriums vorerst bis Februar und soll dann hoffentlich mit öffentlichen Förderungen weitergehen.
"Das Interesse ist groß", betonten die Träger. Aus Sicht der TU Wien ergebe sich hier eine Möglichkeit, Forschungserkenntnisse in die Umsetzung und die Industrie zu tragen, so Elisabeth Schludermann - an der Uni für Förderberatung und Wirtschaftskooperationen zuständig. Das Spektrum, das KI heute schon abdecken kann, sei "unglaublich breit" und könne potenzielle Anwender durchaus überfordern. Daher zeige man möglichst "den Teil von KI, der dich beschäftigt". Hier in der produzierenden Industrie zu beginnen, mache dementsprechend Sinn, betonte Schludermann.
Service: Informationen und Möglichkeit zur Buchung unter www.ki-mobil.at
APA/red Foto: APA/TU Wien/Matthias Heisler