E-Autos, Formel 1 und Luftfahrt setzen auf Keramik-Wälzkörper aus Steyr

19. März 2018 - 9:51

Als Sieger in der Kategorie Großunternehmen räumte die SKF Österreich AG bereits den Landespreis für Innovation Oberösterreich ab. Mit ihren Wälzkörpern aus technischer Keramik, mit denen die Eigenschaften von Wälzlagern massiv optimiert werden, kämpft sie nun um den Staatspreis.

Starke Impulse für Weiterentwicklung der Hybridlager durch E-Mobilität
Starke Impulse für Weiterentwicklung der Hybridlager durch E-Mobilität

Wälzlager - Maschinenelemente, welche die Reibung zwischen einem feststehenden und einem beweglichen Teil verringern sollen - werden seit mehr als hundert Jahren aus Stahl gefertigt, was für den Einsatz in Verbrennungsmotoren auch sehr gut funktioniert. In Elektromotoren laufen sie durch Ströme jedoch Gefahr, schnell zerstört zu werden. Hybridlager - Ringe aus Stahl mit Wälzkörpern aus Industriekeramik - unterbinden durch die Isolationseigenschaft den Stromfluss und verhindern somit vorzeitige Ausfälle. Bei extrem hohen Drehzahlen, die unter anderem in Formel 1-Autos auftreten, bringt die um rund 60 Prozent geringere Masse der Keramikkomponenten entscheidende Vorteile: Motoren und Getriebe können kompakter und leichter als bisher gebaut werden.

Impulsgeber Elektromobilität

"Forciert wurde die Entwicklung von Hybridlagern bereits in den 70er-Jahren von der Luft- und Raumfahrtindustrie", erklärt Werner Freilinger, Leiter Kommunikation und Personal beim Technologieunternehmen. Während Anwendungen lange Zeit im Bereich Werkzeugmaschinen und Windkraftanlagen zum Einsatz kamen, würden zusätzliche Impulse zur Weiterentwicklung durch Kunden herangetragen, insbesondere durch die E-Mobility. "Die Industrialisierung von Keramikrollen ist als weltweite Innovation zu sehen", betont Freilinger gegenüber APA-Science. Bei SKF Österreich machen Hybridlager zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Eingesetzt werden die Keramik-Lager in Werkzeugmaschinen - Maschinenspindeln, Windkraftanlagen und Fahrmotoren, etwa für die Eisenbahn. Künftig ist mit einem verstärkten Einsatz im automotiven Umfeld, vor allem der Elektromobilität und auch wieder in der Luftfahrt, "in Flugzeugturbinen für die zivile Luftfahrt", zu rechnen.

In Österreich hat der weltweit tätige Konzern 900 Mitarbeiter. In der heimischen F&E-Abteilung sind Freilinger zufolge derzeit 42 Mitarbeiter beschäftigt. Die Kernkompetenz der in Judenburg angesiedelten Tochter SKF Sealing Solutions Austria GmbH liegt in der Entwicklung und Produktion von Kunststoffdichtungen.

Werkstofftechniker sind Mangelware

Als mit dem Titel "Top-Arbeitgeber 2017 und einem guten Image" ausgezeichnetes Unternehmen habe man mit der Rekrutierung von geeigneten Mitarbeitern grundsätzlich keine Probleme, betont der HR-Chef. "Schwierig gestaltet sich aber die Suche nach Spezialisten, beispielsweise für den Bereich Werkstofftechnik", räumt er ein. Etwa dreißig Prozent der Angestellten sind HTL-Absolventen. Darüber hinaus finden sich im Mitarbeiterpool Absolventen der Fachhochschulen Steyr, Wels und Hagenberg sowie der Technischen Universitäten Wien und Graz bzw. der Montanuniversität Leoben. "Die dominierenden Ausbildungsrichtungen sind Maschinenbau, Mechatronik, Physik, Elektrotechnik, Produktionsmanagement, Supply Chain Management und Informationstechnologie", führt Freilinger aus.

Um Nachwuchs sicherzustellen, nimmt das Unternehmen regelmäßig an regionalen Berufsmessen und Schulveranstaltungen teil, etwa am "Job Portal" der HTL Steyr, dem "Sprungbrett" der HAK Steyr, oder auch dem Projekt "Werken in der Industrie" der Industriellenvereinigung in Kooperation mit Gymnasialklassen. "Schüler und Studenten nutzen unsere Angebote im Bereich Schnupperlehre, Ferialpraktika oder Projekt- und Diplomarbeiten intensiv", freut sich Freilinger. Sechs Studenten würden momentan an ihren Diplomarbeiten bzw. Dissertationen bei SKF Österreich arbeiten. Ein Wermutstropfen sei die seit einigen Jahren rückläufige Zahl an geeigneten Lehrlingen für eine technische Ausbildung. "Derzeit haben wir hier drei offene Lehrstellen."

Interessiert sei man, den Frauenanteil von derzeit acht Prozent - im kaufmännisch-administrativen Bereich liegt er bei 30 Prozent - zu steigern, und setze immer wieder Aktivitäten, wie die regelmäßige Teilnahme an den "Frauen in die Technik"-Programmen der Wirtschaftskammer bzw. Industriellenvereinigung.

Die SKF Group mit dem Headquarter im schwedischen Göteborg ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich der Wälzlagertechnik. Der Konzern mit insgesamt 46.000 Mitarbeitern verfügt neben seinen rund 140 Produktionsstandorten weltweit auch über zahlreiche Entwicklungs- bzw. Technologiezentren.

Service: Video Business Upper Austria: https://www.youtube.com/watch?v=sOb6wWxpe18

(APA/red, Foto: APA/SKF Österreich AG)

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