Drei in Österreich tätige Forscherinnen und Forscher erhalten jeweils einen mit 150.000 Euro dotierten "Proof of Concept"-Förderpreis (PoC) des Europäischen Forschungsrats ERC. Damit soll das kommerzielle bzw. gesellschaftliche Potenzial von Projekten aus der Grundlagenforschung ausgelotet und deren Ergebnisse näher an den Markt gebracht werden. Die PoC-Förderung steht nur Forschern offen, die bereits zuvor in einer der hochdotierten Förderschienen des ERC erfolgreich waren.
Insgesamt 100 derartige Förderpreise wurden in der aktuellen Vergabetranche zuerkannt. Damit wurden seit der Einführung dieser Programmschiene im Jahr 2011 alles in allem bereits 2.000 Forschungsvorhaben gefördert, teilte der ERC am Donnerstag mit. Die meisten PoC-Preise gehen dieses Mal nach Großbritannien. 15 dort tätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter finden sich auf der Liste. Es folgen die Niederlande (14 Grants), Italien (12) sowie Frankreich, Deutschland und Spanien mit je 10. Gleich viele Förderungen wie an hierzulande tätige Forscher gehen auch nach Dänemark und Schweden.
Personalisierte Immunzelltherapien
An der Medizinischen Universität Innsbruck wird der Zellgenetiker Gottfried Baier und sein Team neue Ansätze zur Entwicklung von personalisierten Immunzelltherapien beim metastasierenden Melanom weiterentwickeln. Bei der Behandlung dieser schweren Form des Hautkrebses gibt es immer noch große Probleme, heißt es in einer Aussendung der Meduni Innsbruck. Trotz einer verfügbaren Standardbehandlung sprechen bei weitem nicht alle Patienten auf die Therapie an bzw. kommt es in vielen Fällen zu Rückfällen. Mit seiner bereits zweiten PoC-Förderung fokussiert der Vorstand des Instituts für Zellgenetik nun auf das für die Regulation von Tumor- und Immunzellen zuständige Molekül "NR2F6". Von eine Therapie mit "'NR2F6_AIM'-modifizierten T-Zellen" erwartet man sich bessere Erfolge im Kampf gegen diese Hautkrebs-Form.
Protein blockieren
Stefan Kubicek und sein Team vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien haben in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass ein Protein namens "SMNDC1" daran beteiligt ist, die Insulinproduktion in Bauchspeicheldrüsenzellen zu unterdrücken. Die Gruppe hat zuletzt aufgeschlüsselt, wie dieser Prozess umgangen werden kann, was für Diabetes-Therapien interessant ist. "Kürzlich wurde von Forschenden in den USA entdeckt, dass Krebszellen auf ein funktionsfähiges SMNDC1-Protein angewiesen sind", heißt es seitens der ÖAW. Im Rahmen des PoC-Projekts will das Team nun das Potenzial seiner SMNDC1-Blocker als Krebsmedikament ausloten.
Quantenverschlüsselung billiger machen
Mit der Entwicklung von neuen photonischen Chips wird sich Bernhard Schrenk mit seinem Förderpreis am Austrian Institute of Technology (AIT) auseinandersetzen. Dieser Ansatz soll künftig "einen kostengünstigen Einsatz der hochsicheren Quantenverschlüsselung ermöglichen", heißt es seitens des AIT. Licht als Informationsträger für elektrische Signale einzusetzen erlaubt sehr hohe Datenübertragungsraten und die Nutzung quanten-optischer Phänomene. Auf der Arbeit Schrenks basierende "quanten-optische Chips können rein auf Basis von Silizium realisiert werden" und seien daher "relativ einfach mit elektronischen Prozessoren kombinierbar". Mit der Förderung möchte der Forscher die Technologie weiterentwickeln.
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