17.4.2024, 13:46 Uhr

Deutschoffensive für Kinder in Wien

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Wiens Bildungs- und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) hat am Mittwoch eine Deutschoffensive für Kinder und Jugendliche vorgestellt. Anlass ist die deutlich gestiegene Anzahl an sogenannten außerordentlichen Schülerinnen und Schülern, die etwa aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse dem Unterricht nicht ausreichend folgen können. Vor allem der Familiennachzug im Asylbereich macht Maßnahmen notwendig, hieß es.

Diese Meldung wurde aktualisiert. Neu: Reaktionen der Oppositionsparteien (letzte vier Absätze)

Rund 17.800 Kids gelten in Wien inzwischen als außerordentliche Schüler. "Das ist viel, das ist zu viel", zeigte sich Wiederkehr überzeugt. Kinder von nach Österreich geflohenen Personen, die jetzt nach Wien kommen, haben laut dem Stadtrat oft nicht nur kaum Deutschkenntnisse, sondern verfügen häufig generell über wenig Schulbildung. Der Alphabetisierungsgrad sei oft gering, berichtete er. Deutsch sprechen zu können, sei jedoch nicht "optional", sondern Pflicht.

Der Familiennachzug sei eine Ursache für die hohe Zahl der außerordentlichen Schüler, aber nicht die einzige, hob er hervor. Betroffen ist laut dem Stadtrat vor allem die Volksschule. Die Unterstützung setzt zum Teil während des Schuljahres im direkten Schulumfeld an, aber auch in der an sich schulfreien Zeit - also im Sommer. Im Rahmen des "Wiener Sommerlernens" werden 3.840 Deutschkursplätze für außerordentliche Schüler bereitgestellt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben im Herbst dann auch die Möglichkeit, zur Mika-D-Testung anzutreten und in eine Regelklasse aufzusteigen. Sommerdeutschkurse gab es auch schon im Vorjahr, nun werden die Plätze aber um 10 Prozent erhöht. Durchgeführt wird das Projekt gemeinsam von Interface Wien und den Volkshochschulen.

Ansatz schon vor der Volksschule

Mit einem Sprachförderschwerpunkt im Kindergarten und dem Ausbau der Sprachförderkräfte um 50 Personen soll weiters auch schon vor der Volksschule angesetzt werden. Die Aufstockung der Förderkräfte wird laut Wiederkehr heuer noch umgesetzt. Ein Pilotprojekt zur Sprachförderung im letzten Kindergartenjahr soll sich zudem ausdrücklich jenen widmen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als außerordentlich eingestuft werden.

Weiters wurde ein Ausbau des Angebots "Spielerisch Deutsch Lernen" an den Wiener Büchereien präsentiert. Die Ausweitung wird durch den Verein Startklar an fünf neuen Standorten durchgeführt.

Wiederkehr bekräftigte heute auch seine Forderungen an den Bund. Der pinke Wiener Stadtrat wünscht etwa eine Wohnsitzauflage nach positivem Asylbescheid, damit Personen nicht sofort aus den Bundesländern nach Wien ziehen. Auch Sanktionen für Länder, die die Quote in Sachen Asyl-Grundversorgung nicht erfüllen, urgierte er.

Zudem hält er ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für sinnvoll sowie eine gesetzliche Bestimmung, wonach Sommerdeutschkurse falls nötig besucht werden müssen. Aktuell könne man hier nur auf Freiwilligkeit setzen, gab er zu bedenken.

Kritik aus der Opposition

Die Opposition bewertete die Maßnahmen unisono als unzureichend. Es sei mehr als übertrieben, die minimale Aufstockung von bereits bestehenden Projekten sowie die Präsentation eines Pilot-Projektes in drei Kindergärten als "Deutschoffensive" zu bezeichnen, befanden der Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, Harald Zierfuß, und Integrationssprecherin Caroline Hungerländer.

Die große Mehrheit dieser Kinder sei nicht über den Familiennachzug nach Österreich gekommen, sondern sei hier geboren, gab die ÖVP zu bedenken. Das bedeute, dass die Deutschförderung im Kindergarten versagt habe.

Dies sah auch das Bildungssprecher-Duo der Wiener Grünen, Julia Malle und Felix Stadler, so. Die wichtigste Reform wäre eine Neuaufstellung der Sprachförderung im Kindergarten, forderten sie. Jeder Kindergarten in Wien müsse Anspruch auf eine eigene Sprachförderkraft haben, die vor Ort Teil des Teams ist, befanden sie. In den Schulen sei unter anderem eine bessere sprachliche Durchmischung nötig.

Die FPÖ sah "großzügige Sozialleistungen" als Problem. Die Auszahlung etwa der Mindestsicherung müsse endlich an die österreichische Staatsbürgerschaft gekoppelt werden, um nicht noch mehr "illegale Asylbewerber" und deren Familien nach Wien zu locken, verlangte Klubobmann Maximilian Krauss in einer Aussendung.

APA/red Foto: APA/ROBERT JAEGER