Denisovaner vereinigten sich in Asien zweimal mit modernen Menschen

4. Dezember 2019 - 19:05

Die Denisovaner sind eine ausgestorbene Menschenart. Wie die Neandertaler haben sie sich aber in die "modernen Menschen" (Homo sapiens) hineingemischt - und zwar mindestens zweimal, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Nature". Außerdem sei die von Rassentheorie-Fanatikern so hochgehaltene Hautfarbe eine oftmals passierte Umweltanpassung.

Erste Projektergebnisse zu Genom-Sequenzen von 1.739 Personen
Erste Projektergebnisse zu Genom-Sequenzen von 1.739 Personen

Dies sind die ersten Ergebnisse des "GenomeAsia 100K" Projekts, das sich zum Ziel gesetzt hat, das Erbgut (Genom) von 100.000 Menschen in Asien zu sequenzieren. Damit wollen internationale Forscher, unter anderem Christian Fuchsberger, Lukas Forer und Sebastian Schönherr vom Institut für Genetische Epidemiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, eine Lücke füllen: Nicht-Europäer wären in den humangenetischen Studien bisher vernachlässigt worden und die vorhandenen Daten hätten demnach für sie weniger medizinische Relevanz.

Mit den Genom-Sequenzen von 1.739 Personen veröffentlichten sie nun die ersten Projektergebnisse. Unter anderem identifizierten sie neue Varianten von Krebsgenen und konnten die Verbreitung von Genen eruieren, die für das Ansprechen auf gewisse Medikamente wichtig sind.

Bis zu fünf Prozent Denisovaner-Erbgut

Die Wissenschafter untersuchten auch, inwieweit die Denisovaner ihr Erbe im Genom der Asiaten hinterlassen haben. Diese Menschenart starb vor mehr als 50.000 Jahren aus, es war aber schon bekannt, dass manche Bevölkerungsgruppen in Asien bis zu fünf Prozent Denisovaner-Erbgut in sich tragen. Dieser Anteil ist bei den Melanesiern und Aeta am höchsten, berichten die Forscher. Erstere leben auf den Inseln Melanesiens (Fidschi, Neuguinea, Neukaledonien, den Salomonen und Vanuatu), letztere in isolierten Bergregionen der Insel Luzon auf den Philippinen.

Die Einmischung von Denisovanern in die Population der modernen Menschen fand zunächst bei einem gemeinsamen Vorfahren der Melanesier und Aeta im "Sundaland" während der letzten Kaltzeit statt, meinen die Forscher. Damals war der Meeresspiegel niedriger als heute, sodass in Südostasien eine zusammenhängende Landmasse war, wo heute einzelne Inseln aus dem Wasser ragen. Die Aeta haben aber zusätzliche Denisova-Erbgutteile, und sind mit benachbarten Gruppen ohne hohes Denisovaner-Erbe teils näher verwandt, als mit den Melanesiern. Demnach gab es bei ihnen noch einen weiteren fruchtbaren Kontakt mit den Denisovanern, so die Forscher.

Bisher hatten Anthropologen auch alle Menschen dunkler Hautfarbe in Indien, Malaysia und den Philippinen quasi in einen genetischen Fundus gesteckt und abwertend als "Negritos" bezeichnet. Die Forscher berichten jedoch in der aktuellen Studie, dass diese Menschen zu ihren geografischen Nachbargruppen hellerer Hautfarbe genetisch jeweils mehr Verwandtschaft zeigen, als zu anderen "Negrito"-Gruppen. Demnach ist die dunkle Hautfarbe bei ihnen eine unabhängig entstandene Anpassung an die Umweltbedingungen, also vor allem an viel Sonnenlicht.

Service: https://doi.org/10.1038/s41586-019-1793-z; http://www.genomeasia100k.com/

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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