Eine der Fragen bei der Einführung der Covid-19-Impfstoffe war u.a., inwieweit sie auch bei Menschen, die an chronischen, das Immunsystem schädigenden Erkrankungen leiden, die gewünschten Effekte hervorrufen. Dazu zählt auch der landläufig als "Zuckerkrankheit" bezeichnete Diabetes mellitus. Ein Grazer Forschungsteam zeigte nun in mehreren Publikationen, dass auch Diabetiker ein ähnliches Antikörperlevel aufbauen wie andere Geimpfte, dieser Spiegel aber etwas rascher abfällt.
Als die ersten Vakzine zugelassen wurden, hätten viele Menschen "gefragt, ob die Impfung bei Diabetes wirksam sei und ob sich die Betroffenen impfen lassen sollten", wird der Diabetologe Harald Sourij von der Medizinischen Universität Graz am Montag in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds FWF zitiert. Letzterer unterstützte in der Folge ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen diese Fragen geklärt werden sollten.
Blutwerte von 150 Diabetikern wurden untersucht
Untersucht wurde das anhand von Langzeit-Beobachtungen u.a. der Blutwerte von 150 Diabetikern, die jeweils drei Impfungen - die allermeisten davon mit den gängigsten mRNA-Impfstoffen - erhielten. Neben der Entwicklung der Antikörper wurden die Blutzuckereinstellung zum Impfzeitpunkt sowie mögliche Nebenwirkungen auf die Vakzine wie Über- oder Unterzuckerung dokumentiert und mit anderen Bevölkerungsgruppen verglichen.
Nach der zweiten Impfung lagen die Antikörperwerte demnach auf einem vergleichbaren Niveau wie bei der gesunden Kontrollgruppe bestehend aus 86 Personen. Ein Ergebnis war aber auch, dass diese Levels im Schnitt zwischen der zweiten Impfung und dem "Booster" bei Menschen mit Diabetes schneller absanken.
Mediziner empfehlen Auffrischungsimpfungen
Daraus schließen die Mediziner, dass es gerade für von dieser Krankheit betroffene Personen besonders wichtig ist, regelmäßig Auffrischungsimpfungen wahrzunehmen. Denn im Rahmen der Untersuchungen offenbarte sich, dass das Boostern den Impfschutz wieder auf ein hohes Level anhebt. Durch die Auffrischungsimpfung konnte der Antikörperspiegel - und damit auch der Impfschutz - in dieser Gruppe wieder auf ein vergleichbares Niveau angehoben werden.
Keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zeigten sich beim Vergleich hinsichtlich Typ-1- oder Typ-2-Diabetes und auch der aktuelle Blutzuckerspiegel bei den Impfungen änderte daran nichts am aufgebauten Antikörperspiegel: "Das war überraschend, denn wir waren davon ausgegangen, dass die Immunantwort bei Menschen mit Diabetes etwas schwächer ausfällt und die Blutzuckereinstellung einen Einfluss auf die Impfreaktion hat", so Sourij, der mit Kollegen weiter daran forscht, warum genau der Impfschutz bei Diabetikern tendenziell schneller abnimmt.
Service - Einschlägige Publikationen der Gruppe: https://dx.doi.org/10.1111/dom.14855, https://dx.doi.org/10.2337/dc21-1563, https://dx.doi.org/10.1111/dom.14643
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