Coronavirus - AGES-Labor: Der Ablauf der SARS-CoV-2-Tests

17. März 2020 - 12:41

Rund 500 Untersuchungen auf SARS-CoV-2 können derzeit bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) durchgeführt werden. Als erste Stelle hat man die Methode aus Abstrichproben gemeinsam mit den Wissenschaftern des Zentrums für Virologie der MedUni Wien bereits vor Wochen im AGES-Labor in Wien-Alsergrund etabliert. Die APA bekam dort Einblick in die Abläufe.

AGES leistet Hilfe für Stellen ohne ausreichend Testkapazitäten
AGES leistet Hilfe für Stellen ohne ausreichend Testkapazitäten

Der erste Schritt: Jeden Tag kurz nach 10.00 Uhr treffen von der Wiener MA15 die Proben ein. Es handelt sich um normierte und natürlich gekennzeichnete Röhrchen, in denen sich das Abstrichmaterial von Untersuchten befindet. Entgegengenommen werden sie unter den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen im Erdgeschoß des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien, auch Zentrum für anthropogene Infektionen, unter seinem Leiter Alexander Indra.

Extrahierung allfälliger Virus-RNA

In der zweiten Station arbeiten Mitarbeiterinnen an einer Werkbank mit Laminar Airflow die Proben für die Extrahierung allfälliger Virus-RNA auf. "Das Probenmaterial wird heraus pipettiert und kommt in eine Pufferlösung. Das ist ein Inaktivierungsschritt", schildert Stefanie B. vom AGES-Laborpersonal den Vorgang. Sie teilt sich mit ihrer Kollegen Valentina S. die Tätigkeit, damit es zu keiner Kontamination kommt.

Durch einen weiteren labortechnischen Schritt wird dann aus den aufgearbeiteten Proben jeweils die enthaltene RNA herausgeholt. Die RNA ist das Erbgut des neuen Coronavirus, so davon etwas in der Probe enthalten ist. Dabei bindet die RNA an magnetischen Kügelchen (Beads).

Erbsubstanz wird vermehrt und markiert

Schließlich erfolgt die Vermehrung und Analyse der Erbsubstanz in PCR-Geräten. Bei der Polymerase-Chain-Reaction (PCR), für deren Erfindung der US-Wissenschafter Kary Mullis 1993 den Nobelpreis für Chemie bekommen hat, geht es zunächst um die Vermehrung der Erbsubstanz über Temperaturschritte und unter Verwendung von bestimmten Enzymen.

Gleichzeitig wird die vermehrte Erbsubstanz fluoreszierend markiert. Auf dem Computer neben den PCR-Maschinen taucht eine dritte Kurve auf: Eine (grün), stellt die positive Kontrolle für das allfällige Ergebnis dar, die zweite (rot) ist die bildliche Darstellung eines negativen Resultats. Die blaue Kurve entspricht den Ergebnissen aus der Probe. Sieht sie wie die positive Kontrolle aus, ist das Ergebnis auf das Virus ebenfalls positiv. Im AGES-Labor in Wien-Alsergrund läuft die Suche nach SARS-CoV-2 in zwei PCR-Untersuchungsschritten: zunächst auf Coronaviren generell, bei positivem Befund dann speziell darauf, ob SARS-CoV-2 vorliegt.

Das AGES-Institut leistet derzeit auch Hilfe für Stellen und Bundesländer, die noch nicht ausreichend Testkapazitäten haben. Dies erfolgt auf technischer Basis im Hintergrund. Extrem wichtig wäre für die Zukunft der Aufbau von Antikörpertests aus Blutproben, weil nur damit schnelle Ergebnisse zur Frage erzielt werden können, ob jemand noch infektiös ist oder nicht. Das könnte wahrscheinlich auch Quarantänefristen bei vielen Betroffenen deutlich verkürzen.

(APA/red, Foto: APA/APA (Neubauer))

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