Corona - Penninger: Wirkstoff-Studie vor Abschluss, Daten im Jänner

27. November 2020 - 7:41

Im Jänner rechnet der Genetiker Josef Penninger mit tragfähigen Daten aus einer wichtigen klinischen Studie zu dem in Wien entwickelten SARS-CoV-2-Medikamentenkandidaten "APN01". Die Rekrutierung von Patienten für die u.a. auch in Österreich durchgeführte Studie sollte am 30. November abgeschlossen sein, so der Forscher bei einer Online-Diskussion.

Mit "APN01" werde dem "Virus die Tür versperrt", so Penninger
Mit "APN01" werde dem "Virus die Tür versperrt", so Penninger

Auf Basis der hoffentlich vielversprechenden Daten werde man dann zu Jahresbeginn mit der europäischen Arzneimittelbehörde EMA über eine rasche Zulassung sprechen. Der Wirkstoff basiert auf der vor 22 Jahren begonnenen Arbeit von Penninger und Kollegen am ACE2-Rezeptor. Dieser entpuppte sich als jene Struktur, die das neue Coronavirus zum Eindringen in menschliche Zellen nutzt.

Bei dem Medikament-Kandidaten handelt es sich um ein biotechnologisch hergestelltes menschliches Angiotensin Converting Enzym 2 (rhACE2), das der mittlerweile in Kanada tätige Mitbegründer der Wiener Biotechnologiefirma Apeiron und Kollegen unter dem Namen "APN01" weiterentwickelte. Damit werde dem "Virus die Tür versperrt", sagte Penninger in der vom Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin (GPmed) und der Medizinischen Universität Wien organisierten Veranstaltung mit dem Titel "Ohne Forschung kein Fortschritt. Spielt Österreich noch eine Rolle?".

Bei Covid-19 handle es sich um "das größte Wissenschaftsprojekt aller Zeiten", ACE2 sei zum wahrscheinlich "meist beforschten Protein überhaupt geworden". Es brauche nun aber vor allem gut gemachte wissenschaftliche Studien, um zu klären, wie man der Coronakrise Herr werden kann. Das gelte für den Impfstoff- und den Medikamentenbereich, so der Tenor unter den Diskutanten.

Forschungsstandort Österreich

Wie sich der Forschungsstandort Österreich hier schlägt, beurteilten die Experten unterschiedlich. Um auf der Forschungslandkarte insgesamt sichtbarer zu werden, bräuchte es laut Penninger den politischen Mut, einige Bereiche hervorzuheben. Einer dieser "Leuchttürme" sollte demnach die biomedizinische Forschung sein. Covid-19 zeige der Öffentlichkeit und der Politik hoffentlich auch, wie wichtig dieses Gebiet und einschlägige Grundlagenforschung sind.

Österreich habe sich im Wissenschaftsbereich "sehr gut entwickelt", man sollte aber der Idee abschwören, "überall Weltklasse" sein zu wollen, sagte der gebürtige Oberösterreicher, der seit 2018 das Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) leitet. In Österreich sei in jeder der jüngeren Regierungserklärung gestanden, wie wichtig Forschung ist. Eine Entscheidung für substanzielle Investitionen in "ein, zwei Bereiche", wo man tatsächlich ganz vorne mitspielen kann, wurde aber nicht getroffen: "Wir bräuchten ein paar Leuchttürme. Die muss aber jemand definieren."

Punktuell werde hierzulande sehr gute Forschung betrieben. Bei der Durchführung von groß angelegten klinischen Studien mit hohem Budget sei Österreich aber vielfach nicht die erste Wahl. Hier gebe es einige Punkte, die man verbessern könnte, so Alexander Dörr, medizinischer Direktor des Biotechunternehmens AbbVie für Europa. So habe man etwa bei wichtigen Fragen zum Zugang zu anonymisierten Patientendaten ein "Nein" seitens des Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) vernommen, was in dem immer stärker datengetriebenen Geschäft ein Problem sei. Dabei habe vor allem Wien viel Potenzial. Um dieses zu heben, reiche es aber nicht wenn etwas nur in einem Parteiprogramm steht.

Mehr Geld für klinische Forschung

Gerade im Bereich der klinischen Forschung brauche es viel Geld, das oft nur von Firmen komme. Der öffentliche Bereich müsse hier aber auch einen gewissen "Gap abdecken", wenn es etwa um Entwicklungen zu seltenen Erkrankungen geht, sagte Josef Smolle, ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Graz und ÖVP-Nationalratabgeordneter. Das gelinge in Österreich trotz guter Ansätze eher selten, so die Experten.

Ein großer Schritt für die vielen guten Grundlagenforscher und medizinischen Praktiker in Österreich sei auch der von der vielversprechenden wissenschaftlichen Entdeckung in die klinische Anwendung, so Markus Zeitlinger, Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an der MedUni Wien. Neben dem nötigen Geld, um Ideen voranzutreiben, fehle innovativen Forschern mitunter auch noch immer das nötige Know-how und die Vernetzung außerhalb des Fachbereichs, um entscheidend in Richtung Produkt weiter zu kommen.

(APA/red, Foto: APA/APA (GEORG HOCHMUTH))

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