Blutplättchen spielen nicht nur eine zentrale Rolle für die Blutgerinnung und Wundheilung. Offenbar wirken sie auch bei der Entstehung von Fettleber und deren Folgeerkrankungen mit. Das berichteten Forscher um Achim Weber von der Universität und dem Universitätsspital Zürich und Mathias Heikenwälder vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg im Fachblatt "Nature Medicine".
Die nicht-alkoholbedingte Fettleber wird vor allem durch Übergewicht, Bewegungsmangel sowie Diabetes Typ-2 begünstigt, wie das DKFZ mitteilte. Kommt noch eine chronisch entzündliche Gewebereaktion hinzu, kann sich eine Leberzirrhose bis hin zu Leberkrebs entwickeln. Damit aus der Fettleber eine Fettleberentzündung wird, müssen bestimmte Immunzellen in die Leber einwandern. Dabei spielen Blutplättchen eine wichtige Rolle, wie die Forscher mithilfe von Mausmodellen herausgefunden haben.
Sowohl bei den Versuchsmäusen mit Fettleber als auch bei Patienten mit einer solchen Erkrankung finden sich vermehrt Blutplättchen in der Leber. Ausgehend von dieser Beobachtung untersuchten die Wissenschafter im Mausmodell, welchen Einfluss gerinnungshemmende Medikamente auf die Entwicklung der Fettleberentzündung haben.
Blutverdünner schützen vor Fettleber
Die Tiere erhielten fettreiche Nahrung, aber auch einen Blutverdünner - entweder Acetylsalicylsäure in Kombination mit Clopidrogel oder Ticagrelor. Mit dieser Behandlung nahm die Konzentration an Blutplättchen und entzündlicher Immunzellen in der Leber ab. Die Mäuse wurden zwar übergewichtig, waren jedoch vor Fettleber und Leberkrebs geschützt.
Weitere Analysen ergaben, dass spezialisierten Immunzellen (Fresszellen) in der Leber, sogenannten Kupffer-Zellen, die Blutplättchen "anlocken". Die eingewanderten Blutplättchen docken an die Kupffer-Zellen an, wobei ein Andockmolekül auf der Oberfläche der Blutplättchen - GPIb-alpha genannt - eine zentrale Rolle spielt.
Blockierten die Forscher diese Andockstelle mit einem Antikörper, ging in der Leber die Konzentration an Botenstoffen zurück, welche entzündliche Immunzellen herbeirufen. Entsprechend ging auch die Leberentzündung zurück.
Neue Perspektiven für medikamentöse Intervention
Die Ergebnisse eröffnen auch neue Perspektiven für eine medikamentöse Intervention, wurde Weber in einer Zusammenfassung der Studie der Uni Zürich zitiert. Möglich sei diese in Form von Gerinnungshemmern oder auch eine spezifische Blockierung der Andockstelle GPIb-alpha.
Eine Pilotstudie mit Patienten lieferte hierzu vielversprechende Ergebnisse: Erhielten Personen mit Fettleber einen Blutverdünner, gingen Fettanteil und Größe der Leber zurück, schrieb das DKFZ.
Aufgrund des ungesunden Lebensstils in Industrieländern sind die dortigen Fallzahlen bereits heute hoch und steigen auch in Schwellenländern rasant. Wirkungsvolle Medikamente gibt es bisher nicht, zur Behandlung wird meist eine Umstellung des Lebensstils empfohlen.
Service: Fachartikelnummer - DOI: 10.1038/s41591-019-0379-5
(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))
