Blütenformen passen sich modular an Bestäuber an

5. Dezember 2019 - 11:41

Pflanzen haben im Laufe der Evolution ihre Blütenformen an die verschiedenen Bestäuber angepasst. Unklar war bisher aber, ob sich bei diesem Prozess die ganze Blüte oder einzelne Teile davon adaptieren. Wiener Forscher zeigten nun am Beispiel einer tropischen Pflanzengruppe, dass die Anpassung modular erfolgt und sich etwa die Blütenblätter rascher als Staubblätter oder Stempel verändern.

Blütenblätter adaptierten sich schneller als die reproduktiven Organe
Blütenblätter adaptierten sich schneller als die reproduktiven Organe

Blütenpflanzen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an unterschiedlichen Blütenformen und -größen aus. Dies ist eine Folge der evolutionären Anpassung an unterschiedliche Bestäuber wie etwa Bienen, Fliegen, Schmetterlinge, Kolibris oder Fledermäuse.

In zahlreichen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass unterschiedliche Bestäuber jeweils einen starken Selektionsdruck auf Pflanzen ausüben können. So haben etwa vor allem von langschnabeligen Kolibris bestäubte Pflanzen Blüten mit langen röhrenförmigen Kronblättern ausgebildet. Doch das Wissen, wie sich die Blüten tatsächlich an die Bestäuber anpassen, sei nach wie vor lückenhaft, heißt es in einer Aussendung der Universität Wien.

Von Bienen bestäubte Arten haben eher offene Blüte

Evolutionsbiologen um Agnes Dellinger und Jürg Schönenberger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien haben nun in einer im Fachjournal "Communications Biology" veröffentlichten Studie die Blüten von 30 Pflanzenarten einer tropischen Pflanzengruppe (Merianieae) aus den Anden analysiert. "Jede dieser Pflanzenarten hat Anpassungen an entweder Bienen-, Vogel-, Fledermaus- oder Mäusebestäubung entwickelt", erklärte Dellinger. So haben etwa vorwiegend von Bienen bestäubte Arten eher offene Blüten mit vielen Pollen, während beispielsweise von Vögeln bestäubte Blüten eher glockenförmig sind und Nektar bilden, sagte die Biodiversitätsforscherin zur APA.

Die Wissenschafter erzeugten hochauflösende 3-D-Bilder der Blüten und analysierten diese mittels geometrisch-morphometrischer Methoden. So konnten sie zeigen, dass die Blütenevolution nicht homogen über die gesamte Blüte verläuft. Beispielsweise passten sich die bunten Blütenblätter schneller an die unterschiedlichen Bestäuber an als der Rest der Blüte. Die reproduktiven Organe der Blüte, also Staubblätter und Stempel, veränderten sich dagegen am langsamsten. Die Wissenschafter sind nun gespannt, ob "auch in anderen Pflanzengruppen eine ähnliche evolutionäre Entkopplung der Blütenorgane zu finden ist".

Service: http://dx.doi.org/10.1038/s42003-019-0697-7

(APA/red, Foto: APA/Agnes Dellinger)

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