Bank Austria: Ohne Forschung können wir Wohlstand nicht halten

14. Mai 2018 - 13:59

Österreich ist eines der zehn reichsten Länder der Welt. Damit das so bleibe, müsse das Land unbedingt in die Forschung investieren, sagt Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Bundesländervergleich des Geldhauses zeigt, dass jene Länder mit niedriger Forschungsquote ein geringeres Einkommen ausweisen.

Wirtschaftswachstum in Bundesländern
Wirtschaftswachstum in Bundesländern

"Unsere Produktivität, unser Einkommen pro Kopf, unser Wohlstandsniveau ist eines der höchsten der Welt", so Bruckbauer kürzlich bei einer Pressekonferenz. "Wir brauchen eine hohe Wertschöpfung pro Mitarbeiter, damit wir diesen Wohlstand halten können." Das gehe nicht mit "simpler Dienstleistung", die wenig Wertschöpfung bringe.

Die heimische Forschungsquote sei mit 3,16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder Forschungsausgaben von 11,7 Mrd. Euro im Jahr 2017 bereits sehr hoch. Der OECD-Schnitt liege bei 2,4 Prozent.

Innerhalb der einzelnen Bundesländer ist die Streuung aber sehr hoch, wie die Bank Austria erhoben hat. Während die Steiermark im Jahr 2015 eine Forschungsquote von 5,16 Prozent aufwies, betrug sie im Burgenland nur 1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Neben der Steiermark erfüllen laut Bruckbauer schon jetzt Wien, Oberösterreich, Kärnten und Tirol die Zielvorgabe der EU-Kommission, bis 2020 3 Prozent des BIP für Forschung auszugeben.

Eindeutiger Zusammenhang

Der Zusammenhang zwischen Forschung und Wirtschaftswachstum respektive Wohlstand sei eindeutig. Von 2002 bis 2015 sei der prozentuelle Anstieg der Forschungsinvestitionen in allen Bundesländern höher gewesen als der Anstieg des nominellen BIP. Niederösterreich und Oberösterreich hätten ihre Forschungsausgaben in dem Zeitraum sogar mehr als verdreifacht. Den geringsten Zuwachs gab es mit einem Plus von 57 Prozent in Wien, allerdings von einem relativ hohen Niveau aus.

Eine Erhöhung der Forschungsquote um 10 Prozent führe bereits im nächsten Jahr zu einer Erhöhung des BIP pro Kopf um real 0,4 Prozent, rechneten Bruckbauer und sein Kollege Robert Schwarz vor. Das sei eine dauerhafte Einkommenserhöhung. "Wenn die Nacheffekte kommen, dürfte es noch mehr sein", sagte Bruckbauer. Bundesländern mit geringer Forschungsquote empfiehlt er die Bildung von passenden Clustern, in denen Forschung und Wirtschaft zusammenarbeiten. Bundesländer ohne Universität müssten das nicht im Hightechbereich machen, sondern könnten auch bei der Verarbeitung und Produktionstechnik mit Unis oder Fachhochschulen zusammenarbeiten.

Optimistische Konjunkturerwartung

Was die Konjunkturentwicklung für Österreich betrifft, sei die Bank Austria mit ihren erwarteten 2,8 Prozent BIP-Zuwachs für 2018 nach plus 3 Prozent 2017 mittlerweile durchaus optimistisch, erklärte Bruckbauer. "Am Anfang des Jahres galten wir als große Pessimisten." Heuer habe die Konjunktur stark begonnen, lasse dann aber im Jahresverlauf im Gegensatz zu 2017 etwas nach. Das treffe die Exporte, auch die Investitionen "werden etwas weniger Dynamik haben".

Die Industrie sieht die Bank Austria aber mit plus 5 Prozent stärker wachsen als 2017 (plus 4,7 Prozent). Besonders die Fahrzeugerzeugung (plus 9 Prozent), der Maschinenbau (plus 8 Prozent), die Metallwarenerzeugung und die Elektroindustrie (jeweils plus 7 Prozent) sowie der Stahlbereich (plus 6 Prozent) dürften rasant zulegen. Dem Bau sagt das Geldhaus ein reales Wachstum von 2 Prozent voraus, ebenso dem Tourismus (reale Einnahmen). Der Einzelhandel soll laut Prognose dank der guten Inlandskonjunktur real um 1 Prozent zulegen.

Das Potenzialwachstum der heimischen Wirtschaft sieht Bruckbauer derzeit bei 1,7 Prozent. "Ich glaube, dass das Produktivitätswachstum in Österreich eher steigt. Wir haben einen Investitionsboom seit 2016" - mit einem überdurchschnittlich starken Zuwachs im Maschinen-/Anlagenbereich. Auch der Bevölkerungsanstieg treibe das Potenzialwachstum.

(APA/red, Foto: APA/APA (Hirsch))

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