Automatisiertes Fahren: Europa vielleicht langsamer, aber sicherer

22. März 2018 - 12:51

Bei der Umsetzung automatisierten Fahrens sei man in Europa "vielleicht nicht so schnell, aber wesentlich sicherer", so Bernd Datler von der Asfinag angesichts des tödlichen Unfalls mit einem Roboterwagen in den USA. Das Thema verlange viel Kommunikation mit der Bevölkerung, wie Experten im Vorfeld von Europas größtem Verkehrsforschungs-Kongress ab 16. April erklärten.

Automatisiertes Fahren ist ein wichtiger Punkt der TRA
Automatisiertes Fahren ist ein wichtiger Punkt der TRA

Die "Transport Research Arena" (TRA 2018) findet vom 16. bis 19. April erstmals in der Bundeshauptstadt statt. Im Rahmen der vom Infrastrukturministerium, dem Austrian Institute of Technology (AIT), der AustriaTech, der Europäischen Kommission organisierten Konferenz werden rund 3.000 Experten über neue Entwicklungen im Bereich Mobilität diskutieren - ein wichtiger Punkt sei auch das automatisierte Fahren, hieß es bei einem Pressegespräch.

Anders als in den USA

Der Vorfall mit einem selbstfahrenden Auto der Firma Uber in der Stadt Tempe in Arizona, bei dem eine Frau zu Tode kam, zeige, dass man sehr genau darüber nachdenken müsse, in welchen Situationen derartige Technologien in den öffentlichen Verkehr integriert werden, sagte Datler. In den USA hätten manche Bundesstaaten weitreichende Möglichkeiten zum Einsatz eingeräumt. In Österreich sei das nicht möglich, weil man hier auch rechtlich viel genauer überlegen müsse, welche Situationen ein System beherrsche.

Die Testumgebungen, die hierzulande kurz vor dem Start stehen, wie etwa auf der A2 in der Steiermark, seien daher ganz anders konzipiert. Anhand vieler Kameras oder Radarsystemen möchte man dort vor allem wissenschaftlich herausfinden, wie sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Zeitverlauf ändert, wenn autonome Fahrzeuge mitmischen, die sich mitunter ungewohnt verhalten können, so Datler. Solche Fragen könnten auf anderen europäischen Teststrecken kaum beantwortet werden, wie der Asfinag-Geschäftsführer für Mautsysteme betonte.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Klar sei, dass Systeme zum autonomen Fahren "viel, aber auch zu wenig können", sagte AustriaTech-Geschäftsführer Martin Russ. Das europäische Rechtssystem sei zudem "nicht auf Wagemut aufgebaut". Auch angesichts des Unfalls, bei dem es noch zu klären gelte, warum das System nicht angeschlagen habe, sei es eher kein Nachteil, wenn man hier vorsichtiger vorgehe. Das sei auch eine Folge anderer Sicherheitskulturen im Vergleich zu den USA, sagte Mark Topal-Gökceli, Leiter der Abteilung Systemtechnik & Konzernproduktion der ÖBB. Das Unternehmen habe schon viele Schritte in Richtung Automatisierung gesetzt, vor jedem Schritt müsse aber sichergestellt sein, dass ein System mindestens die gleichwertige Sicherheit garantiert wie sein Vorgänger. Das "mag konservativer sein", sei aber unumgänglich, so Topal-Gökceli.

Geht man stärker in Richtung Automatisierung brauche es viele Maßnahmen, die auch das Vertrauen festigen. Aktuell sei es so, dass vielen Anwendern vor allem mulmig werde, wenn sie mit vollautomatischen Systemen konfrontiert sind. Einzelanwendungen, wie etwa Brems- oder Spurassistenten, brächten auch die im internationalen Vergleich eher zurückhaltenden Österreicher relativ viel Vertrauen entgegen, sagte Russ.

Im Zuge der TRA 2018 möchte man daher der interessierten Bevölkerung etwa in rund 50 "Showcases" Entwicklungen präsentieren, dabei aber auch auf Limitationen und offene Forschungsfragen hinweisen. Die Konferenz ist laut Russ eine "Arena" in der sich Österreichs Industrie und Forschung in Szene setzen kann. Andreas Dorda vom Infrastrukturministerium wies auf zu erwartende starke Wachstumsraten bei der E-Mobilität hin. Die heimische Industrie und Forschungslandschaft habe hier einiges anzubieten, so Dorda, der erklärte, dass alleine in Österreich bis 2030 mit rund einer Million E- oder Hybrid-Fahrzeugen zu rechnen sei.

Service: www.traconference.eu

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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