Auch bei Milben gilt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

18. April 2018 - 10:51

Milben sind zumindest in einem Belang Menschen sehr ähnlich: Lernen sie etwas in der Jugend, können sie es ihr Leben lang, aber im Alter sind sie nicht mehr so einfach umzuschulen. Kurz nach dem Schlüpfen gibt es ein "Lernfenster", in dem ein Milbenhirn am besten neue Dinge aufnimmt und speichert, fanden Wiener Biologen heraus. Die Studie erschien im Fachjournal "Royal Society Open Science".

Lernplastizität eines Milbengehirns nimmt im Alter stark ab
Lernplastizität eines Milbengehirns nimmt im Alter stark ab

"Raubmilben sind kleine Spinnentiere, die einen halben Millimeter groß werden und sich von kleinen Insekten, anderen Milben, aber auch Pollen ernähren", sagte Peter Schausberger vom Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Mit Kollegen hat er die Lernfähigkeit von Raubmilben der Art "Amblyseius swirskii" in Jugend und Alter bezüglich ihrer Futterquellen getestet.

Junges Gehirn lernt leichter

Wenn sie gleich nach dem Schlüpfen als Larven entweder Spinnmilben oder "Fransenflügler" (kleine Insekten mit langen Haarfransen an den Flügeln) vorgesetzt bekamen, lernten die Raubmilben, die jeweilige Spezies gut zu fangen. Auch nach mehreren Häutungen und zwei Nymphenstadien waren sie als Erwachsene besser darin, diese zu erbeuten. Kannten sie aber aus ihrer Jugend nur Pollen als Futter, konnten sie sich als erwachsene Milben nicht mehr auf das Fangen einer dieser Arten spezialisieren.

Während die jungen Milben von der "Entwicklungsplastizität" ihres Gehirns profitierten, das neue Nerven-Verbindungen schafft und vorhandene stärkt, um Neues zu lernen, war dies bei den älteren Milben offensichtlich nicht mehr der Fall, erklärte der Verhaltensbiologe. Es war jenen nur mehr möglich, ihre "kontextuelle Plastizität" ausschöpfen, also vorhandene Nervenbahnen zu nutzen, um mit der veränderten Situation zurechtzukommen.

Keine lang andauernden Lernerfolge mehr möglich

"Sie können dadurch sehr wohl ihr Verhalten ändern, es gibt aber keinen Lerneffekt", so Schausberger. Die Entwicklungsplastizität schaffe hingegen lange andauernde Lernerfolge, auch wenn sie oft erst mit Zeitverzögerung eintritt, weil das neu Aufgenommene erst konsolidiert werden muss.

Die Raubmilben sind zwar "Generalisten" und können sich von vielen verschiedenen Quellen ernähren, trotzdem mache es für sie evolutionsbiologisch Sinn, sich schon von Kindheit an auf eine Lieblingsmahlzeit einzuschießen. "Wenn sie früh im Leben eine bestimmte Beute kennenlernen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass jene auch später in ihrem Lebensraum vorhanden ist", erklärt der Biologe. Sind die Milben gut trainiert, diese zu erbeuten, hätten sie eine höhere biologische Fitness.

Service: http://dx.doi.org/10.1098/rsos.172110

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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