Astronomen beobachteten kosmisches Netz im blutjungen Universum

18. März 2021 - 1:05

Ein internationales Forscherteam hat erstmals fadenförmige Strukturen des kosmischen Netzes mit dem "Very Large Teleskop" (VLT) in Chile beobachtet. Diese Filamente verbinden weit entfernte Galaxien und können Milliarden von Lichtjahren lang sein. Von der Entdeckung berichtet das Team unter Leitung des Centre de Recherche Astrophysique der französischen Universität Lyon in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics".

140 Stunden lang eine einzige Himmelsregion untersucht
140 Stunden lang eine einzige Himmelsregion untersucht

Demnach legen die Ergebnisse nahe, dass die beobachtete Strahlung überraschenderweise nicht aus dem kosmischen ultravioletten Hintergrund stammt, sondern aus einer bisher unsichtbaren Population von Milliarden von sehr kleinen Galaxien. "Im aktuellen kosmologischen Modell werden kleine Galaxien als elementare Bausteine betrachtet, die sich im Laufe der Zeit zu massereicheren Galaxien, wie der Milchstraße, zusammensetzen", wurde der Genfer Astronom Thibault Garel in einer Mitteilung der Uni Genf zitiert. Die Existenz einer großen Population von Zwerggalaxien würde daher Konsequenzen für das Verständnis von Galaxienentstehungen und -entwicklung haben.

3D-Spektrograph MUSE

Ermöglicht wurde die Entdeckung der spinnennetzartigen Strukturen durch den leistungsstarken 3D-Spektrographen namens MUSE (Multi-Unit Spectroscopic Explorer), der am VLT der Europäischen Südsternwarte ESO installiert ist. Während acht Monaten untersuchten die Astronomen insgesamt 140 Stunden lang eine einzige Himmelsregion, die sich im sogenannten "Hubble Ultra Deep Field" (UDF) befindet. Das ist eine tiefe Aufnahme des Weltalls.

Die aktuelle Durchmusterung barg jedoch viel mehr Galaxien als das UDF: 40 Prozent der entdeckten Galaxien hätten kein Gegenstück in den Hubble-Bildern, schrieb das Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris in einer Mitteilung.

Die durch Datenanalyse ebenfalls sichtbar gewordenen Gasfäden befänden sich im jungen Universum, sagte Garel. Sie würden sich über mehrere Millionen Lichtjahre erstrecken.

Weitere Erforschung des jungen Universums

Die Entdeckung ebnet laut den Wissenschaftern den Weg für Fortschritte in der Erforschung des jungen Universums. Die Charakterisierung des kosmischen Netzes im fernen Weltall sei denn auch eines der Hauptziele des "BlueMUSE"-Instruments, das bis im Jahr 2030 am VLT in Betriebe gehen solle, sagte die Genfer Astronomie-Professorin Anne Verhamme und Mitverantwortliche des BlueMUSE-Projekts.

Service: Fachpublikatonsnummer: DOI: 10.1051/0004-6361/202039887

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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