AstraZeneca - Hinweis vor Impfung und Beobachtung danach wichtig

8. April 2021 - 15:59

Die möglicherweise durch den Corona-Impfstoff von AstraZeneca ausgelösten Thrombose-Ereignisse sind "sehr selten" und haben "ein sehr spezielles Krankheitsbild". Es ist jedenfalls "ganz wichtig, dass man die Patienten drauf hinweist", betonte die Virologin und Impfexpertin Heidemarie Holzmann am Donnerstag auf APA-Anfrage. Nach der Impfung sollte der Gesundheitszustand selbst beobachtet werden. Die Symptome treten frühestens nach vier Tagen auf.

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Neu: Pharmakologe Zeitlinger zu möglichem gleichen Phänomen bei anderen Vektorimpfstoffen in Untertitel und letztem Absatz

Auf Anregung des Nationalen Impfgremiums (NIG) wurde von Gerinnungsexperten ein Leitfaden zur Diagnostik und Therapie von Gerinnungsstörungen und Thrombosen nach einer Covid-19-Impfung erarbeitet. Die Virus/Vaccine Induced Prothrombotic Immune Thrombocytopenia (VIPIT/Impfstoffinduzierte Immun-Thrombozytopenie) wurde demnach bisher sehr selten und vermehrt bei Frauen unter 60 Jahren festgestellt. Es sind aber nicht ausschließlich Frauen betroffen, betonten die Experten. Menschen mit früheren Thrombosen oder mit Thromboseneigung (Thrombophilie) erkrankten nicht häufiger nach der Impfung. Grippeähnliche Symptome während der ersten zwei Tage nach der Impfung sind zudem häufig und kein typischer Hinweis auf VIPIT.

Nebenwirkungen können auf Thrombose hinweisen

Die mögliche Nebenwirkung wurde zwischen vier und 20 Tagen nach der Impfung beobachtet, heißt es in dem Expertenpapier. Plötzlich auftretende Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit/Erbrechen, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen könnten auf eine Hirnvenenthrombose oder Schlaganfall hinweisen. Bauchschmerzen Übelkeit/Erbrechen auf eine Thrombose im Bauchraum und Schmerzen, Schwellungen oder Kältegefühl in einem Bein oder Arm auf eine Bein- oder Armvenenthrombose oder eine arterielle Thrombose. Bei Kurzatmigkeit und Schmerzen im Brustraum bestehe der Verdacht auf Lungenembolie. Zusätzlich wurde hohes Fieber beobachtet.

Bei derartigen Symptomen, die mehr als drei Tage nach der Impfung anhalten oder neu auftreten, sollte ein Arzt kontaktiert und der Verdacht einer Gerinnungsstörung/Thrombose abgeklärt werden, hatte das NIG bereits zuvor betont. Die Thrombose-Ereignisse nach der AstraZeneca-Impfung seien "sehr selten auftretend", werden aber laut Holzmann als Nebenwirkung geführt, weil ein möglicher Zusammenhang gesehen wird. Dieser sei "kausal noch nicht bewiesen", betonte die Leiterin der Abteilung für angewandte medizinische Virologie am Zentrum für Virologie der MedUni Wien.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA sehe keine speziellen Risikofaktoren, weder Alter noch Geschlecht. Deshalb habe das NIG in Österreich keine Einschränkung empfohlen, erläuterte Holzmann, die selbst Mitglied des NIG ist. Das Krankheitsbild der möglichen Nebenwirkung ist laut Holzmann deshalb speziell, weil mit den Thrombosen nach der Impfung meist eine sehr geringe Zahl von Blutplättchen einhergeht. Das sei etwa nicht vergleichbar mit Thrombosen durch die Anti-Baby-Pille. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der AstraZeneca-Impfung "hat sich nicht geändert", betonte Holzmann zu der EMA-Einschätzung von Mittwoch, wonach ein Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Thrombose-Ereignissen vermutet wird. Der heimische Impfplan werde unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation "genau so weitergeführt" wie bisher.

Die mögliche Nebenwirkung könnte auch andere sogenannte Vektorimpfstoffe gegen Covid-19 betreffen, erläuterte der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien, Markus Zeitlinger. In der Zulassungsstudie zum Vakzin des US-Impfstoffherstellers Johnson & Johnson sei ebenfalls ein Fall einer Hirnvenenthrombose beschrieben, berichtete er im APA-Gespräch. Das werde sicherlich "sehr genau" angeschaut. "Das könnte ein Klasseneffekt der Vektorimpfstoffe sein", sagte Zeitlinger. "Warum genau, wissen wir nicht." Das Phänomen sei sehr spezifisch und bei den mRNA-Vakzinen bisher nicht aufgetreten. Der Johnson & Johnson-Impfstoff ist das vierte EU-weit zugelassene Corona-Vakzin, die ersten Dosen sollen demnächst an die Mitgliedsstaaten ausgeliefert werden.

Service: Die Stellungnahme von Gerinnungsexperten auf der Internetseite der Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie - OeGHO: http://go.apa.at/vSahRck7

(APA/red, Foto: APA)

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