Ars Electronica - Kultur des Scheiterns gehört im Silicon Valley dazu

31. August 2018 - 12:59

Die Kultur des Scheiterns prägt die Start-up-Szene im amerikanischen Silicon Valley. Das und ein funktionierendes Team führen für Sophie Lamparter zum Erfolg. Die gebürtige Schweizerin war Direktorin des Netzwerkes swissnex in San Francisco und gründete dort den Inkubator DART. In Linz blickt sie beim Ars Electronica Festival auf die Anfänge des Silicon Valley zurück.

Chancen sehen und ergreifen
Chancen sehen und ergreifen

Die Kunst und die Avantgarde seien dem Hightech-Landstrich etwas abhandengekommen, dabei waren Gegenkultur und das Hippie-Movement stark in die Anfänge des Silicon Valley verstrickt, erklärte Lamparter im APA-Gespräch. Mit ihrem Inkubator DART (Design, Art, Research, Technology) versuche sie diesen Austausch wieder zu forcieren. Eine Kombination, die auch der in Kooperation mit der Ars Electronica vergebene Starts Prize der EU, in dessen Jury sie heuer saß, fördert.

"Probleme erkennen und ansprechen"

Doch was macht nun ein Start-up erfolgreich, wo trennt sich die Spreu vom Weizen? Da spielen viele Dinge mit, meinte Lamparter, die Technologie, das Businessmodell, ausschlaggebend sei auf jeden Fall ein kleines, agil funktionierendes Team. "Gerade in den ersten ein, zwei Jahren ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Man muss die Chancen sehen und ergreifen, Probleme erkennen und ansprechen", führt sie aus. "Immer wieder Prototypen machen und testen, was geht, nicht ewig hinter verschlossenen Türen entwickeln und zu spät merken, dass es nicht funktioniert." Im Technologiebereich habe es Sinn, schnell ins Silicon Valley zu gehen und dort zu testen. Aber "jetzt gibt es auch in Europa Programme und die Leute sind bereit, mehr Risiken zu nehmen, selbstständig etwas auszuprobieren".

Der Unterschied zwischen dem Vorreiter Silicon Valley und Europa liege immer noch stark in der Kultur, dem Ökosystem. Netzwerke werden in den USA gern zur Verfügung gestellt. "Man denkt, wenn ich Sophie geschäftlich helfe und sie wird erfolgreich, dann hilft sie mir auch." Diesbezüglich sei man in der Schweiz reservierter, so Lamparter, und wohl nicht nur dort. "Hier (Anm.: in San Francisco) unterstützt dich dein Umfeld sofort, wenn du an eine Neugründung denkst. 'Just go for it" heißt es da und wenn eine Idee nicht funktioniert, gibt es keine Kritik sondern man versucht es weiter." Auch die Fehlerkultur ist in den USA viel ausgeprägter. "Hier sagt man, man muss drei, vier Mal scheitern, damit man es beim fünften Mal richtig machen kann", beschreibt die Schweizerin das System.

Fuck-up-Night an der ETH Zürich

"Was gut ist, sind Beispiele, wenn man von anderen hört und von Fehlern, die sie gemacht haben. Es gibt zum Beispiel an der ETH in Zürich eine Fuck-up-Night, wo Leute von ihrem Scheitern erzählen und wie man weitermacht", erklärt Lamparter. Auch beim Ars Electronica Festival gibt es eine Fuckup Night Linz Special, in der die Vortragenden persönliche Einblicke geben.

Ob sie das Scheitern aus eigener Erfahrung kennt? "Sicher, wer nicht, wir waren mit einer Geschichte auf einem guten Weg, die Idee, der Businessplan haben gepasst und dann zerstritten sich die beiden Gründer dermaßen, dass alles den Bach runter ging", plaudert sie aus dem Nähkästchen. Auch selbst musste sie bei der Gründung von DART erkennen, wie viel Aufwand dahinter steckt, "zum Beispiel bei der Promotion, das habe ich unterschätzt, dass ich auf Events, auf die Uni gehen muss, sonst bekomme ich keine Bewerber", gibt die Geschäftsfrau zu. Es helfe, wenn man kontaktfreudig ist, Spaß am Verkaufen hat - "Wenn man 10, 20 mal gepitcht hat, kann es auch jemand, der es nicht so gerne macht, aber es ist natürlich besser, wenn man das mit Leidenschaft betreibt", schmunzelt sie.

Teamwork besser als einsamer Wolf

Da treffe es sich gut, wenn jeder im Team eines Start-ups seine Rolle spiele. Alleine ein Business zu starten, gehe auch, "aber schlecht, weil man so viele verschiedene Qualitäten mitbringen muss", stellt die Schweizerin klar, von Entwicklung über Geschäftsführung bis zur Kommunikation. Auch die menschliche Komponente spiele eine Rolle, zu mehreren könne man sich gegenseitig unterstützen und Erfolge wie Fehler teilen.

Klar brauche es am Anfang finanzielle Unterstützung, um in Ruhe entwickeln zu können und nicht ständig der Finanzierung hinterherzujagen, zumindest für ein bis eineinhalb Jahre, schätzt sie. "Viel Geld braucht es nicht", denn es sei gut, wenn Start-ups nicht zu schnell wachsen und nicht zu schnell behäbige Strukturen haben, sondern klein und agil bleiben. "Private und öffentliche Unterstützung müssen hier Hand in Hand arbeiten", meint sie.

Sophie Lamparter wird am Donnerstag beim Get inspired Symposium, einer Kooperation von Wirtschaftskammer und Ars Electronica Festival, sprechen.

Service: Mehr Informationen unter http://ars.electronica.art/error und http://dartlabs.io)

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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