Abwässer und zu wenig Frost: Donau friert nur in Ausnahmefällen zu

22. Mai 2018 - 9:41

Dass man früher in nahezu jedem Winter auf dem Fluss eislaufen konnte, wissen heute nur noch die älteren Bewohner der Donau-Delta-Region. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts friert die Donau in Mittel- und Osteuropa nämlich nur noch in Ausnahmefällen zu. Grund dafür sind die steigenden Winter- und Wassertemperaturen, wie ein deutsch-rumänisches Forscherteam jetzt belegt hat.

Wintereis ist ein wichtiger Indikator für Klimaveränderungen
Wintereis ist ein wichtiger Indikator für Klimaveränderungen

In der rumänischen Hafenstadt Tulcea dokumentiert die Donau-Kommission des Ortes seit 1836, wann der Fluss für wie lange zufriert. Bis vor rund 70 Jahren war das in fast jedem Winter der Fall. Von 1951 bis 2016 ist der zweitgrößte Fluss Europas dort nur zehn Mal zugefroren. Dabei zeigt ein Vergleich mit Regionen weiter stromaufwärts, dass die Donau in Tulcea, dem Eingangstor in das Donau-Delta, deutlich häufiger und länger zufriert als zum Beispiel in Budapest.

"Wenn Klimawissenschaftler von Eis und Erderwärmung sprechen, denken die meisten Menschen an die Gletscher Grönlands oder das Meereis auf dem Arktischen Ozean. Nur wenigen ist wirklich bewusst, dass die Menge des Wintereises auf europäischen Seen und Flüssen ein ebenso wichtiger Indikator für ein sich änderndes Klima ist", erklärte Monica Ionita, Klimaforscherin am Alfred-Wegener-Institut in der norddeutschen Stadt Bremerhaven.

Anstieg der Temperaturen bereits in den 1940ern

Sie und ihre Kollegen haben die Aufzeichnungen aus Tulcea und anderen Orten entlang der Donau mit lokalen und überregionalen Wetter-Datenreihen verglichen. "In Europa hat es bereits Ende der 1940er-Jahre einen deutlichen Anstieg der Wintertemperatur gegeben. Seitdem sind die Wintermonate in der Regel nicht mehr kalt genug und die Donau und andere große Flüsse können nicht mehr regelmäßig und langanhaltend zufrieren", sagte Monica Ionita.

Die Winter in Osteuropa sind heute im Durchschnitt bis zu 1,5 Grad wärmer als noch im Zeitraum von 1901 bis 1950. Hinzukommt, dass sich seit den 1980er-Jahren auch die Wassertemperatur des Schwarzen Meeres im Winter nicht mehr ganz so weit abkühlt und seine Wärme dazu beiträgt, dass die Winter im Osten Europas und im Westen Russlands milder und feuchter werden.

Ein weiterer Grund, warum die Donau nicht mehr zufriert, ist der Eintrag von Abwässern und Wärme in den Fluss. "Im Zeitraum von 1837 bis 1950 musste es im Winter minus 0,54 Grad Celsius kalt werden, damit sich in Tulcea eine Eisdecke auf der Donau bildete. Seit Beginn der 1950er-Jahre aber reicht so leichter Frost nicht mehr aus. Die Lufttemperatur muss heutzutage auf minus 1,05 Grad absinken, damit die Wasseroberfläche gefriert. Der Einfluss des Menschen ist also auch hier deutlich zu erkennen", erklärte die Wissenschafterin. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Onlinemagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

(APA/red, Foto: APA)

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