Abnehmpille erhöht laut US-Studie Herzprobleme nicht

27. August 2018 - 12:05

Erstmals bescheinigt eine große Studie einer Abnehmpille kardiovaskuläre Unbedenklichkeit: Der zur Gewichtsreduktion bei schwer übergewichtigen Patienten genützte Appetitzügler mit dem Wirkstoff Lorcaserin führe nicht zu mehr Herzkreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, besagen die beim europäischen Kardiologenkongress (ESC) in München vorgestellten Daten aus den USA.

Appetitzügler führt nicht zu mehr Herzinfarkten oder Schlaganfällen
Appetitzügler führt nicht zu mehr Herzinfarkten oder Schlaganfällen

In der Vergangenheit mussten die Appetitzügler Fenfluramin und Dexfenfluramin wegen eines erhöhten Risikos für die Entstehung von Herzklappen-Veränderungen vom Markt genommen werden. Weil Lorcaserin strukturelle Ähnlichkeiten mit diesen Wirkstoffen aufweist, wurde für die CAMELLIA-TIMI 61-Studie bei 3.270 Teilnehmern gezielt nach solchen Problemen geschaut. Nach durchschnittlich 3,3-jähriger Beobachtungsdauer war die Rate in der mit dem Medikament versorgten Gruppe nahezu gleich wie in der Placebo-Gruppe.

Wirkt im Gehirn sättigend

Der Serotoninrezeptor-Agonist Lorcaserin wirkt im Gehirn sättigend und appetitmindernd. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat ihn schon 2012 zugelassen - unter der Auflage, dass die kardiovaskuläre Sicherheit noch geprüft wird. Der Appetitzügler darf in den USA zur Behandlung von adipösen Patienten (BMI von 30 oder höher) genutzt werden sowie auch von Menschen mit Übergewicht (BMI von 27 oder höher), sofern sie gewichtsbezogene Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Dyslipidämie aufweisen.

In der Lorcaserin-Gruppe hatten die Teilnehmer mit einem durchschnittlichen Ausgangsgewicht von 102 Kilogramm nach einem Jahr im Schnitt 4,2 Kilo abgenommen. Bei den Patienten mit Placebo waren es 1,4 Kilo. Nach 40 Monaten hatte sich die Differenz zwar auf 1,9 Kilogramm verringert, war aber nach wie vor signifikant. Der Anteil der Teilnehmer mit einer Gewichtsreduktion um mindestens fünf Prozent und mehr war mit 38,7 Prozent versus 17,4 Prozent mit der zweimal täglich eingenommenen Pille deutlich höher.

Studie mit 12.000 Patienten

CAMELLIA-TIMI 61 (Cardiovascular And Metabolic Effects of Lorcaserin In Overweight And Obese Patients) sei die bisher größte klinische Studie zur Frage der kardiovaskulären Sicherheit eines gewichtsreduzierenden Medikaments, wurde bei der Präsentation in München betont. In acht Ländern waren 12.000 übergewichtige oder fettleibige Personen, die kardiovaskulär erkrankt waren oder Risikofaktoren aufwiesen, aufgenommen worden. Sie erhielten zur Unterstützung beim Abnehmen mittels kalorienreduzierter Ernährung und mehr Bewegung eine medikamentöse Behandlung mit Lorcaserin oder aber ein Placebo. Die Ergebnisse wurden auch im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

In der EU ist Lorcaserin nicht zugelassen. Ob durch die Studie die von der europäischen Zulassungsbehörde EMA zuvor geäußerten Bedenken ausgeräumt werden, bleibt abzuwarten.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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