75 Jahre 20. Juli - Misslungenes Attentat als Widerstandssymbol

16. Juli 2019 - 9:41

Ein misslungenes Attentat als größtes Symbol des Widerstandes im Dritten Reich: Am Samstag jährt sich die "Operation Walküre" zum 75. Mal. Eine Gruppe hochrangiger Offiziere wollte am 20. Juli 1944 Adolf Hitler in seinem ostpreußischen Hauptquartier töten, um dann in Berlin einen Militärputsch durchzuführen. Trotz generalstabsmäßiger Planung scheiterte das Unterfangen - weil Hitler überlebte.

Zerstörung im Raum der Karten-Baracke im Führerhauptquartier Rastenburg
Zerstörung im Raum der Karten-Baracke im Führerhauptquartier Rastenburg

Der Anführer der Putschisten, Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg, deponierte am 20. Juli bei einer Lagebesprechung in Hitlers ostpreußischem Hauptquartier, der heute in Polen gelegenen "Wolfsschanze", die Aktentasche mit einer Bombe unter einen Kartentisch, an dem Hitler über die militärische Lage informiert werden sollte. Doch der mit einem chemischen Zeitzünder versehene Sprengstoff verfehlte sein Ziel: Hitler überlebte leicht verletzt, vier seiner hohen Militärs fanden den Tod.

Kennwort "Walküre" sollte Staatsstreich auslösen

Stauffenberg verließ das Hauptquartier in der Annahme, Hitler sei tot, und flog zurück nach Berlin. Denn im dortigen Bendlerblock, der Unterkunft des Heeresamtes, sollte unter dem Kennwort "Walküre" der eigentliche Staatsstreich gegen Hitler ausgelöst werden. Da die in Berlin versammelten Verschwörer keine klaren Informationen über die Vorgänge in der "Wolfsschanze" hatten, zögerten sie mit der Ausführung der Umsturzpläne. Zwischen dem Attentat und Stauffenbergs Ankunft im Bendlerblock vergingen deshalb Stunden ungenutzt. Auch die geplante Nachrichtenblockade von Hitlers ostpreußischer Zentrale misslang.

Zwar schafften es die Putschisten in Berlin, Befehle zur Verhaftung hoher SS-Funktionäre zu erlassen und Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben zum Oberbefehlshaber im "Heimatkriegsgebiet" zu ernennen. Doch weil Hitler überlebt hatte, und einige zögernde Generäle den Verschwörern die Unterstützung versagten, gewannen die Anhänger des Regimes am Abend wieder die Oberhand.

Rachefeldzug mit 5.000 Opfern

Stauffenberg und einige Mitverschwörer wurden noch in der Nacht auf den 21. Juli auf Befehl von Generaloberst Friedrich Fromm erschossen. Es folgte ein großangelegter Rachefeldzug, dem etwa 5.000 Menschen zum Opfer fielen. Allein der berüchtigte "Volksgerichtshof" erließ über 200 Todesurteile, die allesamt vollstreckt wurden.

Für das heutige demokratische Deutschland hat der 20. Juli eine große Bedeutung. Im "Bendlerblock" findet sich die Staatsspitze alljährlich zu einer Gedenkfeier ein. Seit 1999 wird am 20. Juli mit einem Gelöbnis von Bundeswehr-Rekruten an den Widerstand der Offiziere gegen Hitler erinnert. Ihr Streben nach Frieden und für Menschenrechte soll als Traditionslinie für die Deutsche Bundeswehr bewahrt werden.

Die fünf Hauptverschwörer:

Das gescheiterte Unternehmen endete noch in der Nacht mit der Hinrichtung von fünf Verschwörern im Berliner Bendlerblock:

CLAUS SCHENK GRAF VON STAUFFENBERG (36): Der Oberst war die treibende Kraft des Attentats. Als Stabschef des Heeresamtes hatte er Zutritt zu den Hauptquartieren Hitlers. So kann er im Konferenzraum der "Wolfsschanze" in Ostpreußen eine Sprengstofftasche abstellen. In dem Irrglauben, die Explosion habe Hitler getötet, fliegt er zurück nach Berlin. Dort weigert sich Generaloberst Friedrich Fromm, die Militäroperation "Walküre" zur Absicherung des Staatsstreichs auszulösen. Stauffenberg wird auf dessen Befehl hin erschossen.

LUDWIG BECK (64): Der Generaloberst außer Dienst zählte schon seit Jahren zu den Gegnern des Hitler-Regimes. Er hatte auch enge Kontakte zum Kopf des zivilen Widerstands um den Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler und war als neues Staatsoberhaupt im Gespräch. Nach dem Scheitern des Putsches gibt Generaloberst Friedrich Fromm ihm Gelegenheit, sich selbst zu erschießen. Als dies misslingt, tötet ihn ein Soldat des Wachkommandos.

FRIEDRICH OLBRICHT (55): Der Infanterie-General hatte maßgeblich am "Walküre"-Plan zum Umsturz mitgearbeitet. Wegen widersprüchlicher Nachrichten über das Hitler-Attentat startet er die Operation erst nach Stunden - sie scheitert. Wie vier seiner Mitverschwörer wird er auf Befehl seines Vorgesetzten General Friedrich Fromm in der Nacht zum 21. Juli wegen Hochverrats erschossen. Olbricht war nie ein Sympathisant der Nazis.

WERNER VON HAEFTEN (35): Der Oberleutnant begleitet Stauffenberg als Adjutant zur "Wolfsschanze". Er trägt dem schwer Kriegsversehrten den Sprengstoffkoffer und stellt die Zündung der Bombe ein. Nach dem misslungenen Anschlag gelingt beiden der Rückflug nach Berlin, wo auch Haeften hingerichtet wird.

ALBRECHT RITTER MERTZ VON QUIRNHEIM (39): Der Oberst war seit langem mit Stauffenberg befreundet. 1943 schloss er sich dem militärischen Widerstand an. Am Tag des Attentats drängt er General Friedrich Olbricht, den "Walküre"-Plan zu starten. Obwohl klar ist, dass Hitler überlebt hat, gibt der Adelige im Bendlerblock bis zuletzt und unbeirrt Befehle zur Durchführung des Staatsstreichs aus.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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