Europäischer Radiologenkongress: Künstliche Intelligenz im Fokus

28. Februar 2018 - 16:51

Der Nutzen von Big-Data-Analysen mittels künstlicher Intelligenz (KI) im Hinblick auf die medizinische Bildgebung steht unter anderem im Mittelpunkt des diesjährigen European Congress of Radiology (ECR). Weitere große Themen sind die Hybridbildgebung sowie Radiomics, die computergestützte Bildanalyse und -interpretation, hieß es bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Konferenz.

Analyse von Big Data wird enormen Einfluss auf Heilung haben
Analyse von Big Data wird enormen Einfluss auf Heilung haben

"Die Analyse von Big Data mittels künstlicher Intelligenz wird einen enormen Einfluss auf die Prävention, Heilung und Versorgung von Krankheiten haben", sagte Wiro Niessen vom Erasmus University Medical Center in Rotterdam. Groß angelegte Datenanalysen im Zuge von Längsschnittuntersuchungen der Bevölkerung, insbesondere in Kombination mit anderen klinischen, biomedizinischen und genetischen Daten würden bei der Untersuchung des Gehirns - beispielsweise bei Demenz - neue Blickwinkel aufzeigen.

Verbesserte Diagnostik und Prognose

Moderne KI-Techniken wie Deep Learning können erfolgreich eingesetzt werden, um Diagnostik und Prognose zu verbessern, war Niessen überzeugt. Ärzte könnten bessere Therapieentscheidungen treffen und individuellere Behandlungsstrategien entwickeln (personalisierte Medizin bzw. precision medicine). Radiomics, ein relativ junges Teilgebiet der Radiologie, bei dem der Computer zur strukturierten, quantitativen Analyse von Bilddaten anhand einer sehr hohen Anzahl von Merkmalen eingesetzt wird, werde entscheidend zur personalisierten Medizin beitragen, etwa in der Onkologie.

Für die sogenannte Value-based Radiology (wertbasierte Radiologie) sei hingegen die Qualität der Daten bedeutender als ihre Menge, sagte Marc Dewey von der Berliner Charite. Die wertbasierte Radiologie bringe den Vorteil verbesserter Behandlungsergebnisse bei geringeren Kosten, betonte Dewey, und könne eine zentrale Rolle bei der Bewältigung gegenwärtiger Probleme spielen. So sollen die Integration der Krankengeschichte in entscheidungsunterstützende Module, die Integration von KI (Stichwort "bionische Radiologe") sowie strukturierte Radiologie-Berichte (mit vordefinierten Beschreibungen) dazu führen, dass Ärzte etwa mehr Zeit mit den Patienten und dem fachlichen Austausch mit Kollegen verbringen können.

Krebs-Bildgebung revolutioniert

Ein weiterer Schwerpunkt des ECR hat laut Marius Mayerhöfer von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien in den vergangenen zehn Jahren das Feld der Krebs-Bildgebung revolutioniert: die Hybridbildgebung, die die Vorteile von Radiologie - der Tumorvermessung durch Röntgen-Schnittbilder - und nuklearmedizinisch-molekularer Methoden verbindet. Insbesondere MR/PET biete eine ideale Basis für Radiomics und trage "wesentlich zum Erfolg der Präzisionsmedizin und zum Wohle der Patienten bei", so Mayerhöfer. In Österreich werde die Anzahl der entsprechenden Geräte stetig mehr.

"Das sind spannende Themen, mit denen wir uns in naher Zukunft auseinandersetzen müssen, indem wir erarbeiten, welches Potenzial diese Entwicklungen haben, um die Qualität unserer Arbeit und die Patientenversorgung zu verbessern", hielt ESR-Präsident Bernd Hamm fest. Der ECR ist die Jahrestagung der European Society of Radiology (ESR) und mit rund 28.000 erwarteten Teilnehmern einer der größten medizinischen Kongresse der Welt.

(APA/red, Foto: APA/APA/AFP)

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