Beim Zahnarzt: Präziseres Bohren mit neuartigem Luftantrieb

26. Februar 2018 - 10:51

Weltweit werden mehr als die Hälfte aller Dentalturbinen - vulgo "Bohrer" - pneumatisch, also mit Druckluft, angetrieben. Das hat durchaus Vorteile gegenüber Systemen mit Elektromotoren. In einigen Bereichen gab es aber noch Verbesserungsbedarf. Diese Schwachstellen hat das Salzburger Familienunternehmen W&H Dentalwerk Bürmoos ins Visier genommen und wurde deshalb für den Staatspreis Innovation nominiert.

Deutlich schonendere und angenehmere Behandlung möglich
Deutlich schonendere und angenehmere Behandlung möglich

Dentalturbinen sind leichter, billiger und einfacher als motorisch angetriebene Systeme. Allerdings konnten Drehzahl und Leistung bisher nicht eingestellt werden, es gab nur "Ein" oder "Aus". Dazu kamen eine hohe Leerlaufdrehzahl und eine stark variierende Drehzahl beim Betrieb. Das neue pneumatische Antriebssystem von W&H lässt sich hingegen präzise der jeweiligen Zahnbehandlung anpassen, erklärte Wilhelm Brugger, Mitglied im Managementteam F&E, im Gespräch mit APA-Science. Die Bohrerdrehzahl kann auf einen Wert zwischen 60.000 und 320.000 U/min (Umdrehungen pro Minute) eingestellt werden und bleibt durch eine elektronische Steuerung während der Behandlung konstant - auch bei steigendem Anpressdruck beim Bohren.

Durch die um bis zu 50 Prozent höhere Spitzenleistung der Turbinen seien kürzere Behandlungszeiten bei bestimmten Arbeiten, etwa wenn viel Material abgetragen werden muss, möglich. Andererseits könnten bei sensiblen Feinpräparationen thermische Schädigungen und Weichgewebsverletzungen weitgehend vermieden werden. Der neue Antrieb wird als eigenständige Einheit und zur Integration in bestehende Systeme angeboten.

Leiser und besser beleuchtet

Auch die unangenehmen Geräusche beim Bohren, die vor allem durch hohe Leerlaufdrehzahlen entstehen, konnten reduziert werden. "Die Dentalturbinen laufen jetzt wesentlich leiser. Dadurch wird die Behandlung sowohl für den Patienten als auch den Zahnarzt angenehmer", so Brugger.

Verbesserungswürdig war auch die Beleuchtung. Durch die ringförmige Anbringung von LEDs am Turbinenkopf wird den Angaben zufolge erstmals eine vollkommen schattenfreie Ausleuchtung der Behandlungsstelle erreicht. Eine hermetische Kapselung sorgt zudem für die Sterilisierbarkeit. "Die Ring-LED-Technologie ist von Beginn an sehr gut angekommen, da haben wir auch schon große Stückzahlen verkauft", erklärte Johann Eibl, Mitglied der W&H Geschäftsleitung und zuständig für Produktinnovationen.

Deutlicher Wettbewerbsvorsprung

"Sowohl bei der Antriebs- als auch bei der Beleuchtungstechnologie haben wir ein Alleinstellungsmerkmal und einen Wettbewerbsvorsprung von einigen Jahren", so Brugger, der die Bedeutung von Kooperationen in den technischen Disziplinen und mit den Anwendern - von Zahnärzten bis zu Uni-Professoren - hervorstrich. Vier Jahre wurde an dem System getüftelt. Das Entwicklungsbudget betrug 3,5 Millionen Euro.

Das Medizintechnikunternehmen W&H beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter, etwa 90 arbeiten in der Forschung. Der F&E-Anteil am Umsatz liegt bei rund neun Prozent. Die Exportquote beträgt 97 Prozent.

Service: Diese Meldung ist Teil einer Serie zum Staatspreis Innovation, bei der APA-Science bis zur Preisverleihung am 22. März allwöchentlich eines der sechs nominierten Projekte vorstellt: http://science.apa.at/kooperation/Staatspreis

(APA/red, Foto: APA/W&H Dentalwerk Bürmoos)

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