In der für Waldrappen anstrengenden Brutzeit schützt Zweisamkeit die Vögel vor allzu starkem Befall durch Parasiten. Einer Untersuchung von Forschern der Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) der Universität Wien in Grünau im Almtal (OÖ) im Fachblatt "Plos One" zufolge setzt die Elternschaft überdies überraschenderweise den Waldrapp-Vätern stärker zu.
Die vom Aussterben bedrohten Waldrappen (Geronticus eremita) sind "saisonal monogam", wie Verena Pühringer-Sturmayr von der KLF der APA erklärte. Das heißt, sie gehen eine temporäre starke Paarbeziehung ein, die nach der Brutsaison schwächer wird. Im kommenden Jahr kann es dann sein, dass sich die Tiere andere Partner suchen. Während der Brutphase teilen sich die Tiere die Arbeit allerdings gleichmäßig. Auch für das Brüten und Füttern sind beide Partner zuständig.
Für die Eltern bedeutet die Brutzeit einen hohen Energieaufwand, was dazu führt, dass die Tiere teilweise anfälliger für Parasitenbefall im Magen-Darm-Trakt werden. Das Team, dem auch Wissenschafter der Anglia Ruskin University (Großbritannien) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien angehörten, untersuchten 24 Männchen und 19 Weibchen auf Stress und Parasitenbelastung. Vier Paare brüteten im Untersuchungsjahr 2015.
Unter den brütenden Tieren wiesen die Waldrappen-Mütter weniger Parasiten auf. "Die Männchen waren also ein wenig gestresster als die Weibchen", sagte Pühringer-Sturmayr. Die Väter zeigten allerdings auch mehr Zuwendung gegenüber ihren Partnerinnen. "Dadurch geben sie den Weibchen soziale Unterstützung, was dazu führte, dass deren Stress- und Parasitenbelastung hinuntergegangen ist", so die Forscherin. Verpaarte Waldrappe gingen freundlicher miteinander um, indem sie sich begrüßten, gegenseitig kraulten oder häufig nebeneinander saßen. Insgesamt zeigte sich trotzdem, dass die Brutzeit mit ihren Belastungen einen großen Einfluss auf die Abwehrkräfte der Vögel hatte.
Service: http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0191441
(APA/red, Foto: APA/Verena Pühringer-Sturmayr)