Eine Überführung der Elementarbildung in die Bundeskompetenz, kleinere Gruppen sowie eine universitäre Ausbildung der Pädagogen fordert der Österreichische Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen in elementaren bis zu sekundären Bildungseinrichtungen (ÖDKH) anlässlich des heutigen ersten Tags der Elementarbildung. Außerdem brauche es einen österreichweiten Strukturrahmenplan.
Im ÖDKH vereinigt sind die Pädagogen in Kindergärten, Krippen, Kleinkindgruppen und Horten - "unabhängig von ihrem Dienstgeber oder ihrer Ausbildung", so Vorsitzende Raphaela Keller kürzlich bei einer Pressekonferenz. An vorderster Stelle ihrer Anliegen steht die Übertragung der Elementarbildung in die Kompetenz des Bundes. Zwar seien die entsprechenden Agenden des Bundes mit der neuen Regierung ins Bildungsministeriums gewandert - allerdings seien diese praktisch nicht vorhanden, da die eigentliche Kompetenz weiter bei den Ländern liege.
"Massive Maßnahmen" bedürfe es außerdem bei der Ausbildung, so Keller. Derzeit steigen die an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BafEP), einer berufsbildenden höheren Schule, ausgebildeten Pädagogen nur zu einem geringen Prozentsatz tatsächlich in den Beruf ein bzw. bleiben nur für kurze Zeit, um später ein Hochschulstudium auf einem anderen Gebiet zu beginnen. "Die meisten europäischen Staaten bilden auf universitärer Ebene aus. Da müsste Österreich auch ankommen." Am anderen Ende stünden viele Ältere vor dem Burnout: "Das ist kein Beruf, den du bis 63 ausüben kannst." Daher brauche es Umstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Maßnahmen bei Kinderzahl nötig
Schließlich müsse es Maßnahmen bei der maximalen Kinderanzahl geben: Auf einen Pädagogen sollten maximal sieben Kinder kommen, bei jüngeren Kindern sollte das Verhältnis höchstens eins zu drei oder eins zu vier betragen. An der zu hohen Kinderanzahl pro Gruppe scheitere oft auch eine bessere Sprachförderung, meinte Keller: "Wie lernen wir eine Sprache? Indem wir jemanden haben, der sie mit uns spricht." Dazu komme, dass die Ausbildung derzeit keine Kompetenzen für Deutsch als Fremdsprache vorsehe.
Interessanterweise steht die Vermittlung von Wissen und Sprachkompetenzen aber gar nicht im Zentrum der von der Bevölkerung gewünschten Inhalte von Elementarbildung: Laut einer Integral-Umfrage unter rund 1.000 Personen sprachen sich die Befragten vor allem für die Vermittlung von sozialen Kompetenzen wie sozialem Miteinander (73 Prozent), gewaltfreiem Umgang (71 Prozent) sowie dem Erlernen von Konflikt- (59 Prozent) und Teamfähigkeit (52 Prozent) aus. Demgegenüber erwarteten sich 44 Prozent Sprachförderung, 42 Prozent die Vermittlung des Umgangs mit Neuen Medien und 35 Prozent das Lehren von Rechnen.
Den Bildungsbegriff will Keller dementsprechend umfassender definiert wissen: "Bildung wird meist gleichgesetzt mit schulischem Wissenserwerb. Es geht aber um Lebensbildung - dazu gehört alles vom Naseputzen bis zu mathematischen Formeln, aber auch Team- und Konfliktfähigkeit." Der Kindergarten sei auch "kein Anlieferjahr für die Schule". "Es ist auch Wissen, wenn ich Seife in die Hand nehme, die wegflutscht und ich draufkomme, dass ich meine Feinmotorik schulen muss - genauso wie wenn ich zehn Orangen habe, ich zwei wegnehme zum Saftpressen und dann weiß, dass noch acht da sind."
(APA/red, Foto: APA/APA (Neubauer))