Breiter wirkende Influenza-Impfstoffe: Es wird noch dauern

17. Januar 2018 - 15:10

Die diesjährige Influenza-Welle hat wieder einmal Überraschungen gebracht. Bei rund 70 Prozent der Erkrankungen in Österreich ist ein Virusstamm der Influenza B (Yamagata-Linie) verantwortlich. Die aktuellen Dreifach-Impfstoffe decken das nicht ab. Universeller wirkende Impfstoffe sind in Entwicklung, es wird aber noch einige Zeit dauern, sagte die Wiener Expertin Monika Redlberger-Fritz der APA.

Höhere Impfstoffdosierungen sind teilweise bereits in Verwendung
Höhere Impfstoffdosierungen sind teilweise bereits in Verwendung

Die Virologin (MedUni Wien) hat am vergangenen Samstag beim Österreichischen Impftag in Wien Strategien für bessere Influenza-Vakzine präsentiert. Da geht es prinzipiell um drei Ziele: Verkürzung der Produktionsdauer, Steigerung der Immunogenität und um eine breitere Immunogenität bzw. um universell gegen alle möglichen Influenza-Viren schützende Impfstoffe.

Der "Clou" wäre eine Influenza-Vakzine, welche unabhängig von den jährlichen Veränderungen der Influenza-Viren (Antigen-Drift) - und hoffentlich erst recht bei plötzlich neu auftauchenden Influenza-Erregern (Antigen-Shift mit Pandemie) - schützen würde. "Es wird da irgendetwas kommen, aber noch nicht in nächster Zukunft", sagte Monika Redlberger-Fritz.

Vakzine gegen "Stalk-Region" fortgeschritten

Relativ weit fortgeschritten sind die Forschungen zu Vakzinen, welche zu einer Immunantwort gegen die sogenannte "Stalk-Region" des Influenza-Virus-Oberflächenproteins Hämagglutinin führen sollen. Die "Stalk-Region" ist der "Stamm" von Hämagglutinin, auf den noch das Hämagglutinin-Protein als "Schwammerl" aufgepfropft ist. "Dieser Stamm ist hoch konserviert", sagte die Expertin. Das bedeutet, dass sich diese "Stalk-Regionen" von Influenza-Virus-Stamm zu Influenza-Virus-Stamm kaum verändern und damit eine Immunreaktion dagegen vor vielen verschiedenen Erregern schützen könnte. Weil aber dieser Hämagglutinin-Stamm kaum eine Abwehrreaktion verursacht, wollen Wissenschafter auf zwei unterschiedliche "Stalk-Regionen" jeweils andere "Schwammerln" aufpfropfen und so eine stärkere Immunreaktion verursachen. Durch eine Erst- und eine Booster-Impfung mit "Stalk-Region"-Antigenen mit verschiedenen Hämagglutinin-Schwammerln könnte das eventuell gelingen. Es gibt bereits Studien mit Probanden dazu.

Ein anderes System wäre "COBRA": Laut der Expertin wird dabei mit Computerprogrammen versucht, die zu erwartenden Veränderungen der Antigenstruktur von Influenza-Viren vorauszuberechnen. Dann will man danach möglichst schnell und synthetisch die Vakzine herstellen. Im Vergleich zu den Versuchen mit "Stalk-Region"-Impfstoffen deutlich zurück sind Vakzine auf Neuraminidase-Basis oder auf der Basis des M2-Proteins von Influenza-Erregern.

Kürzere Produktionszeiten und verbesserte Wirkung erwünscht

Andere Verbesserungsmöglichkeiten wären natürlich kürzere Produktionszeiten für neue Vakzine und eine verbesserte Wirkung zur Erzeugung einer schützenden Immunantwort. Das dauert derzeit mit der traditionellen Produktionsmethode etwa sechs Monate. Verwendet werden infizierte Hühnerembryonen. Der lange und durch die Erhältlichkeit von geeigneten Hühnereiern im Umfang beschränkte Herstellungszyklus lässt ein schnelles Reagieren im Falle neuer Influenza-Viren kaum zu.

Während bereits 2009/2010 im Rahmen der damaligen Influenza-Pandemie mit einem A(H1N1)-Virusstamm die Produktion der Impfstoff-Antigene in Zellkulturen - damals allerdings mit teilweise beschränktem Erfolg - hinzukam, befinden sich derzeit auch schon rekombinant hergestellte Influenza-Impfstoffe teilweise in Verwendung. In den USA wurde in der Vergangenheit mit FluBlok eine solche Vakzine zugelassen. Der größte Vorteil soll darin liegen, dass durch die Herstellung in Insektenzellen jede mögliche Kontamination mit Hühnereiweiß wegfällt. In Erprobung befinden sich laut der Wissenschafterin auch Virus-Like-Particles (VLPs), auf deren Oberfläche Influenza-Antigene eingefügt werden. Hinzu kommen noch DNA-Impfstoffe, bei denen die Erbinformation für die körpereigenen Produktion von Virus-Antigenen injiziert wird, auf welche wiederum das Immunsystem reagieren soll.

Zur Verbesserung der Wirkung (Immunogenität) ist an die Verwendung von Adjuvantien zur Steigerung der Immunantwort gedacht. Lebendimpfstoffe und höhere Impfstoffdosierungen sind international zum Teil in Erprobung oder bereits in Verwendung.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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