Experten skizzieren Auswege aus dem Innovations-Mittelfeld

3. Januar 2018 - 11:25

Österreichs Innovationssystem sieht eine Studie des Wiener Forschungsinstituts WPZ Research gewissermaßen im europäischen Mittelfeld gefangen. Durch eine einfache Erhöhung der Aufwendungen nach dem herkömmlichen Schema sei kaum mit Verbesserungen zu rechnen, heißt es in dem Papier. Es brauche mehr Initiativen bei Unternehmen und Digitalisierung sowie einen Exzellenzfokus im Hochschulbereich.

Orientierung an Skandinavien und attraktivere IT-Studiengänge nötig
Orientierung an Skandinavien und attraktivere IT-Studiengänge nötig

Anhand mehrerer Kenngrößen, die die Entwicklung der Innovationsleistung einer Volkswirtschaft abbilden, zeige sich, dass Österreich vor allem im Zeitraum von 2011 bis 2016 der Gruppe der Innovationsführer ("Innovation Leader") nicht näher gekommen ist. Die Steigerungen der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben sich zudem im Zeitraum zwischen 2012 bis 2017 gegenüber den Jahren davor (2006-2011) abgeschwächt. Momentan liegt Österreichs F&E-Quote mit 3,14 Prozent des BIP auf international sehr hohem Niveau, angestrebt wird seit Jahren - und auch im neuen Regierungsprogramm - eine Steigerung dieser Quote auf 3,76 Prozent. Für die Autoren stellt sich aber die Frage, "ob eine weitere Steigerung der F&E-Inputs (ohne weitere Differenzierung) der beste Weg ist, um die Performance des Innovationsystems zu verbessern?".

Fehlender "Sprung zum Wachstumsunternehmen"

Getan werden sollte daher vor allem etwas im Bereich der Unternehmen: Es fehle in Österreich an schnell wachsenden technologiegetriebenen jüngeren Unternehmen, die Dynamik in das System bringen. Daneben orten die Experten vergleichsweise wenig Bewegung, was Firmengründungen insgesamt betrifft. Trotz vieler politischer Initiativen und zahlreicher Förderschienen für Start-ups brauche es mehr Aufmerksamkeit dahin gehend, dass diese "auch den Sprung zum Wachstumsunternehmen schaffen". Mehr Anstrengungen fordern die Autoren auch beim erleichterten Zugang zu Risikokapital für Unternehmen.

Es sei davon auszugehen, dass gerade von der Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien in Zukunft wichtige wirtschaftliche Impulse ausgehen werden. Was den Ausbau der auch im Regierungsprogramm relativ breit angesprochenen "Digitalisierung" betrifft, lägen momentan aber fast alle Innovations-Spitzennationen vor Österreich. Um diese "digitale Lücke zur Spitzengruppe" zu schließen, könne man sich an skandinavischen Ländern mit ihrer landesweit gut ausgebauten IT-Infrastruktur, ihren sehr gut ausgebauten sozialen Netzen, die ein Scheitern riskanter Unternehmensgründungen abfedern, und den dort in der Wirtschaft herrschenden "liberalen Werten" orientieren, heißt es in der Publikation. Zudem brauche es attraktivere IT-Studiengänge, bei gleichzeitig "entsprechenden Bildungsbemühungen in der Primär- und Sekundarstufe".

Als wichtigste Stätten der für die Technologieentwicklung so zentralen Grundlagenforschung heben die Autoren die Universitäten hervor. "Internationale, potenziell standortmobile Unternehmen" seien besonders "an lokal abrufbaren Inputs der Spitzenforschung interessiert", schreiben sie. Ob die heimischen Unis dafür "exzellent genug" sind, werde von der politischen Lösung von Fragen zur ausreichenden Finanzierung der Hochschulen sowie der dortigen Forschung, wie auch von der Ausgestaltung von Zugangsregelungen für Studenten abhängen. Eine weitere wichtige Rolle dürfte der von der neuen Bundesregierung angedachten "Exzellenzinitiative" zukommen. Diese sollte sich jedenfalls nicht vollständig am Vorbild Deutschland orientieren, da das dortige Programm kaum dem wissenschaftlichen Nachwuchs zu Gute gekommen sei.

Service: Die Publikation online: http://go.apa.at/l7A6yrzN

(APA/red, Foto: APA/APA (AFP))

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