Studie: Säugetiere wurden nach Aussterben der Dinosaurier tagaktiv

6. November 2017 - 17:10

Erst nach dem Aussterben der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren hat es die ersten tagaktiven Säugetiere gegeben. Zuvor verkrochen sich die Ursäugetiere lieber tagsüber, aus Angst gefressen zu werden. Mit einem neuen Forschungsansatz stützen Wissenschafter der Universität Tel Aviv und des University College London diese These, wie sie im Journal "Nature Ecology & Evolution" berichteten.

Säugetiere: Nachtaktiv, aus Angst, gefressen zu werden
Säugetiere: Nachtaktiv, aus Angst, gefressen zu werden

"Wir haben die aktive Zeit von lebenden Säugetieren genutzt, und die aktiven Phasen von Ursäugetieren daraus rekonstruiert", sagte Roi Maor, Ökologe und Mitautor der Studie aus Tel Aviv. "Die ersten Säugetiere begannen tagaktiv zu sein, exakt nachdem die Dinosaurier verschwunden waren." Vorher seien sie nachaktiv gewesen.

Fast 2.500 Arten untersucht

Die Forscher verwendeten zwei Stammbäume, die anzeigen sollen, welche Arten welche Vorfahren haben und wann sie entstanden sind. Von 2.415 lebenden Arten gaben die Wissenschafter Daten dazu ein, ob die Tiere tagaktiv, nachtaktiv oder beides sind. "Wir haben versucht, die ganze Vielfalt der Säugetiere abzudecken", erläuterte Maor. Sie verwendeten etwa die Daten von Elefanten, Kängurus, aber auch von Fledermäusen. Letztere sind heute noch nachtaktiv.

Die Forscher versuchten davon ausgehend ermitteln, wie sich jeweils die verschiedenen Vorfahren verhalten hatten - ob sie tagsüber aktiv waren oder nachts oder beides. "Wir sind mehr als 150 Millionen Jahre zurückgegangen", sagte Maor. "Wir sehen ein sehr klares Muster, dass alle Säugetiere, die während der Zeit der Dinosaurier gelebt haben, nachtaktiv waren."

Während der Zeit der Dinosaurier hätten vermutlich vor allem mausgroße Tiere gelebt, die Insekten fraßen und nachts unterwegs waren. Es habe aber auch Arten gegeben, die die Größe eines Hundes hatten oder an Biber erinnerten.

Eines der ersten Tiere, die rein tagaktiv wurden, ist laut Maor der Vorfahr des Affen gewesen. Die Vorfahren von Huftieren, wie Kuh oder Kamel, seien tagsüber und nachts aktiv geworden.

Theorie schwierig zu beweisen

"Es ist sehr schwer, die Theorie zu beweisen, aber unsere Ergebnisse stützen sie", so Maor. Bisher hätten Wissenschafter versucht, über die Körpermerkmale von Fossilien Rückschlüsse darauf zu ziehen, ob sie am Tag oder in der Nacht aktiv waren. Dies sei allerdings vor allem in Weichteilen zu sehen, wie zum Beispiel auf der Netzhaut, sagte Maor. Diese sei jedoch in Fossilien in der Regel nicht mehr erhalten. Jedoch sei von heutigen Affen bekannt, dass sie Farben sehen, was vor allem tagsüber nützlich ist.

Irina Ruf, Leiterin der Sektion Säugetiere am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, lobte die Herangehensweise der Wissenschafter: "Die Autoren haben mit einer völlig neuen Methode versucht, die Hypothese zu bestätigen. Das ist eine gute Publikation, die sehr plausibel bestätigt, was angenommen wurde."

Allerdings kritisierte sie, dass die Wissenschafter eine alternative Hypothese außer Acht gelassen hätten, die auf Fossilfunden basiere. "Diese Vorlagen hier beruhen nur auf heute lebenden Säugetierarten, da wurden keine Fossilien berücksichtigt", sagte Ruf. Ausgehend von den bisherigen Fossilfunden gebe es auch die Annahme, dass die heute noch lebenden Großgruppen der Säugetiere keine Säugetiere-Vorfahren haben, die älter als 65 Millionen Jahre sind.

Das Problem sei vor allem gewesen, dass sein Team die benötigten Datengrundlagen zu den Fossilien nicht bekommen habe, erklärte Maor. Außerdem hätten sich nach dieser Annahme die Säugetiere unglaublich schnell entwickelt - 65 Millionen Jahre Evolution seien sehr kurz für die Vielfalt an Säugetieren. "Ich denke, das ist extrem unwahrscheinlich." Allerdings sei ein Fazit der Studie auch, dass es bessere und genauere Stammbäume brauche.

(APA/red, Foto: APA/APA (ZDFdokukanal))

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