Empfehlung zur Nutzung von erneuerbaren Energien in Biosphärenparks

5. Oktober 2017 - 11:10

Die drei österreichischen Unesco-Biosphärenparks sind Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung. Dennoch sollten in ihren Kernzonen keine großen Wind-, Wasserkraft- oder Photovoltaikanlagen errichtet und Biomasse daraus genutzt werden. Diese Empfehlung hat nun das Österreichische Nationalkomitee für das Unesco-Programm "Man and the Biosphere" (MAB) ausgesprochen.

Zunehmende Interessenskonflikte
Zunehmende Interessenskonflikte

In Österreich gibt es drei Biosphärenparks: "Großes Walsertal", "Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge" und "Wienerwald". Ihre Kernzonen, die jeweils mindestens fünf Prozent der Parkfläche ausmachen müssen, sind strenge Naturschutzgebiete. Darum herum gruppieren sich die Pflege-/Pufffer-Zonen mit naturnaher Landnutzung, etwa ökologische Landwirtschaft und sanfter Tourismus, und schließlich die Entwicklungszonen mit möglichst nachhaltiger Bewirtschaftung.

Durch den Ausbau erneuerbarer Energien kommt es allerdings zunehmend zu Interessenskonflikten, wie internationale Beispiele zeigen. So gefährdet etwa auf der griechischen Insel Samothraki die geplante Errichtung eines großen Windparks die vorgesehene Einrichtung eines Biosphärenparks. In Deutschland dagegen wurde die Errichtung einer Windkraftanlage im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen durch den Einspruch des deutschen Nationalkomitees verhindert.

Auseinandersetzung mit allen vier Energieressourcen

Für Österreich hat deshalb das zuständige Nationalkomitee für das MAB-Programm nun ein Positionspapier zur Nutzung von erneuerbaren Energien in den heimischen Biosphärenparks ausgearbeitet. "International erstmals haben wir uns mit allen vier Energieressourcen, also Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft, auseinandergesetzt", sagte Günter Köck von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die mit der Durchführung des MAB-Programms in Österreich beauftragt ist, gegenüber der APA. Für Botschafter Stephan Vavrik, Leiter der UNESCO-Abteilung im Außenministerium ist das Papier ein Beispiel für die "Vorreiterrolle Österreichs im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit", es soll als best practice-Beispiel dem weltweiten Netzwerk der UNESCO-Biosphärenparks zur Verfügung gestellt werden.

Allgemein empfiehlt das Komitee, das für die Zu- bzw. Aberkennung des Labels "Biosphärenpark" zuständig ist, den Gemeinden bzw. Regionen u.a., ein mit den Schutzzielen der Biosphärenparks im Einklang stehendes Energiekonzept zu erarbeiten, das die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien sowie Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und -einsparung enthält. Oberste Priorität müsse die Reduktion des Energieverbrauchs haben. Bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger sollte jenen Technologien der Vorzug gegeben werden, die kein oder nur geringes Konfliktpotenzial mit Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz aufweisen, etwa Wärmepumpen oder Kleinwindanlagen.

Keine Wind- und Photovoltaikanlagen in Kernzonen

Bei Wind- und Photovoltaikanlagen spricht sich das Nationalkomitee gegen eine Errichtung in den Kern- und Pflege-/Pufferzonen aus, Kleinstanlagen als Insellösungen etwa zur Versorgung von Schutzhütten seien jedoch vertretbar. Ebenso dürften keine Wasserkraftanlagen in Kernzonen errichtet werden, in den Pflege-/Pufferzonen seien diese "äußerst kritisch zu sehen". Biomasse aus der Kernzone dürfe nicht genutzt werden, in den Pflege-/Pufferzonen sollte der Anbau von Energiepflanzen auf ein Minimum beschränkt bleiben. Für die Entwicklungszonen gibt es je nach Energieart differenzierte Empfehlungen.

Köck betonte, dass das Nationalkomitee "keinesfalls dem Einsatz erneuerbarer Energieformen in Biosphärenparks negativ gegenübersteht, sondern vielmehr die Anwendung innovativer Methoden anregt". Aufgrund des enormen technischen Fortschritts könnten sich durchaus neue technische Lösungsmöglichkeiten ergeben, deren Einsatz in ursprünglich von der Nutzung ausgeschlossenen Zonen durchaus denkbar wären. Dies würde dann einen neuen Diskussionsprozess erfordern.

Service: Das Positionspapier im Internet: http://www.biosphaerenparks.at/

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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