Grundlagenforschung und angewandte Forschung keine Gegensätze

12. September 2017 - 11:25

Grundlagenforschung und industrielle Forschung sind keine Gegensätze, es brauche beides, um Österreich als Innovationsland voranzubringen. So lautete der Tenor einer Podiumsdiskussion in Wien, bei der eine im Juni von Wirtschaftsforscher und Ex-IHS-Chef Christian Keuschnigg vorgelegte Studie für eine Innovationsstrategie für Österreich als Diskussionsgrundlage diente.

Mehr Risikokapital und höhere Investitionen gefordert
Mehr Risikokapital und höhere Investitionen gefordert

Ein Ausbau der Grundlagenforschung und eine stärkere finanzielle Unterstützung für Jungunternehmen sind nur zwei von zehn Eckpunkten der im Auftrag des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) erstellten Studie, bei der mit einem systemischen Ansatz versucht wurde, die ganze Wertschöpfungskette zu betrachten. Österreich, in diversen Innovationsrankings noch klar von der Spitze entfernt, müsse deutlich mehr in Forschung investieren und auch Patentierungen unterstützen, erklärte Keuschnigg.

Innovations-Aufholer tun sich leichter

Ein in Sachen Innovation aufholendes Land wie China tue sich leichter, rasche Erfolge zu erzielen. An der Spitze dagegen, wo originär neues Wissen geschaffen und von der Industrie umgesetzt werden müsse, seien die Anstrengungen wegen der steigenden Ansprüche größer. "Die tertiäre Ausbildung und Grundlagenforschung wird wichtiger, je mehr ein Land an die technologische Grenze heranstoßen will", so der Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen und Direktor des Wirtschaftspolitischen Zentrums (WPZ) Wien, der sich neben einer Stärkung der Wagnisfinanzierung auch für eine Erhaltung der bestehenden fiskalischen Forschungsförderung aussprach.

Wahrnehmbare Unruhe unter den Diskutanten rief die im Laufe des derzeitigen Nationalrats-Wahlkampfes des öfteren vernommene Ankündigung hervor, Förderungen der öffentlichen Hand kürzen zu wollen. "Man sollte Forschungsfinanzierung statt Forschungsförderung sagen", erklärte daher Barbara Weitgruber, Leiterin der Forschungssektion im Wissenschaftsministerium. Ins selbe Horn stieß auch Peter Brandner, Sprecher von "Die Weis(s)e Wirtschaft": "Eine Förderung ist eine staatliche Leistung ohne Gegenleistung. Bei der Forschung ist das nicht so."

Themenoffenheit bei Programmen gefragt

"Wir stoßen beim extrem aufgesplitteten Förderwesen an Grenzen", sagte Peter Prenninger, Forschungskoordinator beim steirischen Antriebsstrangentwickler und Testsystem-Spezialist AVL List. Prenninger betonte auch die Wichtigkeit, Forschungsförderprogramme themenoffener auszuschreiben, um rascher auf Anforderungen des Marktes reagieren zu können. "Wir müssen unsere Ambitionen oft deutlich einbremsen, weil sehr spezielle Programme geschaffen werden."

"Im globalen Wettbewerb um Spitzenforscher ist die wichtigste Währung die Glaubwürdigkeit", wies Thomas Henzinger, Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, auf die Bedeutung von passenden Rahmenbedingungen für Forschung und Bildung hin. Obwohl es nach wie vor sehr schwierig sei, internationale Starforscher anzulocken, habe man im Vorjahr 1.200 Bewerber für Professuren verzeichnet, davon seien 35 zum Interview eingeladen und schließlich sechs aufgenommen worden.

Für einen schlagkräftigeren österreichischen Finanzmarkt zur besseren Unterstützung von Start-ups machte sich Rudolf Kinsky, Präsident des Private Equity und Venture-Capital-Verbandes AVCO, stark: "Wir haben keine Kapitalmarktkultur." Besonders bei der Anschlussfinanzierung nach der Frühphase von Start-ups klaffe in Österreich eine große Lücke, Abwanderungen von Firmen und Arbeitsplätzen ins Ausland seien die Folge. Aktivitäten wie die kürzlich von Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) vorgestellte Initiative "Spin-off Austria" seien aber bereits Schritte in die richtige Richtung.

(APA/red, Foto: APA/APA (Neubauer))

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